- Tiere im Garten
Pflanzen für Wildbienen
So sorgen Sie für die Spezialisten unter den Wildbienen
Foto: Gabriele R. Richter
Foto: Tetiana Troichenko/Adobe Stock; www.apidarium.de
Wildbienen versorgen ihren Nachwuchs mit Blütenpollen. Viele Arten, wie etwa die Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana), sind dabei hoch spezialisiert und können nur Pollen von einer einzigen Pflanzenfamilie, -gattung oder -art in ihre Nester eintragen. Zu diesen sog. oligolektischen Arten gehören rund 200 aller fast 600 in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten. Fehlen die speziellen Nahrungspflanzen, können sich die darauf angewiesenen Bienenarten nicht mehr fortpflanzen.
Wollen Sie Wildbienen effektiv schützen, sorgen Sie dafür, dass diese Nahrungspflanzen in Ihrem Garten in ausreichender Anzahl vorkommen. Dies ist umso wichtiger, weil das Blütenangebot in den letzten Jahrzehnten sowohl auf dem offenen Land als auch in Städten sehr stark verarmt ist. Das ist sicherlich auch eine der Ursachen für den Rückgang von Wildbienen und anderen Insekten.
Es ist relativ einfach, für eine wildbienenfreundliche Blütenpracht im eigenen Garten zu sorgen: Wählen Sie passende Pflanzen aus und bringen Sie sie zur Blüte. Dabei dient ein wilder Biogarten genauso als Nahrungshabitat wie ein künstlerisch gestalteter Staudengarten, sofern die richtigen Pflanzen darin wachsen.
Fotos: Valerii Zan/Adobe Stock; www.apidarium.de
Viele Blüten, langer Zeitraum
Die meisten der spezialisierten Wildbienen nutzen häufige und in Gärten weit verbreitete Pflanzenarten. Dabei besuchen diese Bienen nicht nur einheimische Pflanzen, sondern können sich innerhalb ihrer Spezialisierung sehr gut auch mit nahe verwandten Pflanzenarten aus dem Mittelmeerraum oder sogar Nordamerika arrangieren.
Foto: 2020 Manfred Ruckszio/Shutterstock; www.apidarium.de Innerhalb einer Pflanzenfamilie sind die spezialisierten Wildbienen nicht sehr wählerisch. Daher können Sie Ihre Gartenplanung mit der Auswahl der Pflanzenfamilien beginnen und dann mit Blütezeit, Farben und Formen experimentieren. Achten Sie auf einfache Blütenformen, da Nektar und Pollen bei den Zuchtformen mit gefüllten Blüten meist nicht mehr vorhanden oder für die Bienen nicht erreichbar sind.
Auch die nicht spezialisierten (polylektischen) Wildbienenarten, etwa die Ackerhummel und die zahlreichen Furchenbienen, profitieren von dieser Blütenauswahl. Sie nutzen zum Pollensammeln vielfach dieselben Pflanzen wie die spezialisierten Bienen, sind aber grundsätzlich deutlich flexibler in der Blütenauswahl.
Um die Bienen zu fördern, pflanzen Sie möglichst größere Gruppen an. Bienen haben einen hohen Bedarf an Pollen und müssen manchmal mehrere hundert Einzelblüten besuchen, um eine einzelne Brutzelle mit Nahrung zu versorgen.
Wählen Sie Pflanzen mit unterschiedlichen Blühzeitpunkten aus, damit das Blühangebot möglichst lange besteht. Natürlich hat jede Bienenart im Jahresverlauf eigene Flugzeiten von meist nur wenigen Wochen, die auf ihre Nahrungspflanzen abgestimmt sind. Dennoch ist ein lange anhaltendes Blühangebot sehr wichtig, um die Ansprüche möglichst vieler Arten abzudecken.
Favoriten finden
Die mit Abstand wichtigste Pflanzengruppe für spezialisierte Wildbienen sind die Korbblütler. Insgesamt 37 Wildbienenarten, z.B. die Gewöhnliche Löcherbiene (Heriades truncorum) sammeln Pollen von verschiedenen Korbblütlern. Die meisten Bienen können dabei viele Korbblütler-Arten nutzen. Lediglich im Sommer treten einige Bienen auf, die nur auf Habichtskräutern und verwandten Arten sammeln. Im Herbst sind Astern eine willkommene Nahrungsquelle für viele Insekten.
Doch auch Schmetterlingsblütler, die von 30, und Glockenblumengewächse, die von 13 Spezialisten besucht werden, sollten Sie in Ihren Garten pflanzen. Danach folgen Doldenblütler und Kreuzblütler mit jeweils zehn, Lippenblütler mit fünf und Kardengewächse mit drei spezialisierten Wildbienen-Arten.
Eine sehr spezielle Pollenquelle für Bienen ist der blau blühende Natternkopf (Echium vulgare). Zwei Mauerbienenarten sind ausschließlich auf diese Pflanze angewiesen. Sie sind so in warmen Regionen sehr schnell an größeren Beständen des Natternkopfes zu finden. Die häufigere Gewöhnliche Natternkopfbiene (Osmia adunca) nistet zum Beispiel in Käferfraßgängen in einem alten Apfelbaum oder in Nisthilfen, während die seltenere Matte Natternkopfbiene (Hoplitis anthocopoides) Mörtelnester an große Steine mauert. Auch viele andere Bienen nutzen den Natternkopf als Nahrungsquelle. Dort ist ab Juni stets ein reiches Insektenleben zu beobachten.
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Der gelb blühende Gilbweiderich (Lysimachia, auch Felberich genannt) wird zunehmend in Gärten angepflanzt, auch wenn er zum Wuchern neigt. Gleich zwei Schenkelbienenarten sind auf Gilbweiderich spezialisiert: die Auen-Schenkelbiene (Macropis europea) und die Wald-Schenkelbiene (M. fulvipes). Sie sammeln dort neben dem Pollen auch Blütenöl und fertigen aus beidem ein Gemisch für die Brutzelle an, das die Larve frisst. Das Blütenöl konserviert den Pollen und imprägniert die Nestwände, sodass diese Schenkelbienen auch in feuchteren Bereichen nisten können. Die etwa honigbienengroßen Wildbienen können Sie an größeren Beständen des Gilbweiderichs regelmäßig beobachten.
Jetzt im Mai ist ein guter Zeitraum, um Ihren Garten mit weiteren bienenfreundlichen Pflanzen auszustatten – so können Sie schon in diesem Jahr neue, spannende Begegnungen machen.
Fotos: lamax; Marty Kropp; Михаил Макаренко; Manfred Ruckszio (2)/alle Adobe Stock
Tipps für passende Pflanzen
Korbblütler (1)
• Alle Astern, z.B. Alpen-Aster (Aster alpinus), Kissen-Aster (A. dumosus), Myrten-Aster (A. ericoides)
• Alant (Inula)
• Flockenblume (Centaurea)
• Habichtskraut (Hieracium)
• Kamille (Matricaria)
• Kugel-Distel (Echinops)
• Schafgarbe (Achillea)
• Wasserdost (Eupatorium)
• Wegwarte (Cichorium intybus)
Schmetterlingsblütler (2)
• Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus)
• Futter-Esparsette (Onobrychis viciifolia)
• Hauhechel (Ononis)
• Hornklee (Lotus corniculatus)
• Staudenwicke (Lathyrus latifolius)
Glockenblumengewächse (3)
• Alle Glockenblumen, z.B. Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia), Rundblättrige Glockenblume (C. rotundifolia)
• Sandglöckchen (Jasione)
Kreuzblütler (4)
• Blaukissen (Aubrieta)
• Goldlack (Erysimim)
• Nachtviole (Hesperis matronalis)
• Steinkraut (Alyssum)
Doldenblütler (5)
• Bronze-Fenchel (Foeniculum vulgare ‘Rubrum’)
• Mannstreu (Eryngium)
• Sterndolde (Astrantia)
Lippenblütler (6)
• Alle Salbeiarten, z.B. Steppen-Salbei (Salvia nemorosa), Wiesen-Salbei (S. pratensis)
• Alle Thymianarten, z.B. Sand-Thymian (Thymus serpyllum), Gewürz-Thymian (T. vulgaris)
• Gamander (Teucrium)
• Steinquendel (Calamintha)
• Taubnessel (Lamium)
• Ziest (Stachys)
Kardengewächse (7)
• Skabiose (Scabiosa)
• Teufelsabbiss (Succisa pratensis)
• Witwenblume (Knautia)
Dr. Christian Schmid-Egger
Deutsche Wildtier Stiftung, Projektleiter Berlin –
Bestäuberfreundliche Stadt