- Tiere im Garten
Reptilien im Garten
Flinke Nattern, scheue Schleichen
Foto: mauritius images/age fotostock/Morales
Reptilien werden oft nicht als typische Gartentiere gesehen und wahrgenommen. Vor einiger Zeit hatte ich ein Gespräch mit einem Kleingärtner, der einen kleinen Teich im Garten angelegt hatte. Er fragte mich, wie er die Schlange wieder loswird, die sich von Zeit zu Zeit an seinem Teich aufhält. Er meinte:„Bevor diese noch jemandem etwas tut oder einen Goldfisch frisst!“
Ein Fall, der zeigt, wie wichtig und wünschenswert es ist, die Gartenbewohnern unter den Reptilien mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und sich mit ihrer Lebensweise und ihren Ansprüchen zu beschäftigen. Auch Schlangen und Eidechsen spielen im„Ökosystem Garten“ eine wichtige Rolle. Für einen effektiven Schutz wildlebender Tiere ist dieses Wissen eine wichtige Voraussetzung. Zudem ist es faszinierend, die scheuen Gartenbewohner mit ihrer oft versteckten Lebensweise zu entdecken und zu beobachten.
Im Wasser und an Land
Foto: Brumm
Bei der besagten Schlange am Teich handelte es sich mit großer Sicherheit um eine Ringelnatter (Natrix natrix). Diese Art hat Kleingärten als Rückzugsgebiet für sich entdeckt und ist dort immeröfter zu finden. Die Gartenpächter können die Anwesenheit dieser Schlange als eine Belobigung für ihren Garten und dessen Umfeld sehen – eine Bedrohung ist die Ringelnatter für niemanden. Nach altem Volksglauben sollen Ringelnattern, die in der Nähe des Menschen leben, kleine Kinder bewachen, Haus und Vieh schützen und ganz allgemein Glück und Segen bringen. Und in der Tat beißen Ringelnattern uns Menschen sehr selten, und sie besitzen kein Gift. Dennoch sollte ein Biss vom Arzt behandelt werden, da die in die Wunde eingetragenen Bakterien eine Blutvergiftung auslösen können.
Die Ringelnatter wird ca. 1 m lang und lebt in der Nähe von Gewässern. Dort findet sie ihre Lieblingsbeute: Frösche und Kröten. Sie ist aber ein Opportunist und weicht auch auf Mäuse und Vögel aus. Dies ermöglicht ihr, in unserer Kulturlandschaft zuüberleben. Eine Kleingartenanlage ist für sie ein idealer Lebensraum, hier sind oft Teiche und viele Verstecke zu finden. Besonders den Kompost hat die Ringelnatter für sich entdeckt – zum einen als Kinderstube und zum anderen alsÜberwinterungsmöglichkeit.
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Die Weibchen legen im Frühsommer zehn bis 30 Eier ab, die von einer pergamentartigen Schale umgeben sind. Der Schlupf der Jungtiere erfolgt in der Regel zwischen Juli und Ende September und ist abhängig von der Umgebungstemperatur. Besonders in kalten Sommern schlüpfen die Jungtiere oft erst im September. Ringelnattern gewöhnen sich schnell an die Anwesenheit des Menschen und legen ihre Scheu ab.
Eher seltener können wir die Schlingnatter (Coronella austriaca, auch Glattnatter genannt) im Garten beobachten. Diese Art bevorzugt Eidechsen als Beute, verschmäht aber auch Jungmäuse und andere Schlangen nicht. Ihre Zeichnung kann leicht zu einer Verwechslung mit einer Kreuzotter führen.
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Giftig, aber scheu
Die Wahrscheinlichkeit, eine Kreuzotter (Vipera berus) im Garten anzutreffen, ist aber gering, da diese Tiere sehr scheu sind und die Nähe zum Menschen meiden. Die einzige weit verbreitete Giftschlange Deutschlands ist ein exzellenter Mäusejäger, für diese flinke Beute benötigt sie ihr Gift.
Schneckentod in Schlangenform
Sie sieht aus wie eine Schlange und ist doch keine, die Blindschleiche (Anguis fragilis). Hingegen ist sie mit den Echten Eidechsen verwandt. Blindschleichen sind Freunde des Gärtners bei der Schneckenbekämpfung, wobei sie auch Regenwürmer nicht verschmähen. Ein Jagdrevier wie im Schlaraffenland ist unser Kompost: Er bietet das gesamte Nahrungsspektrum der Blindschleiche.
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Blindschleichen paaren sich zwischen Ende April und Juni. Dabei geht es manchmal recht rabiat zu, da die Männchen ihre Partnerin mit einem Biss in den Hinterkopf fixieren. Die Weibchen legen ihre Eier nicht ab, sondern sie gebären ihre Jungen lebend, sodass die Jungtiere zumindest bis zur Geburt relativ gut geschützt sind. Nachdem sie das Licht der Welt erblickt haben, beginnt ein gefährliches Leben. Blindschleichen stehen auf dem Speiseplan von Igel, Dachs, Fuchs, Marder und zahlreichen Vogelarten. In der Nähe der Menschen stellen ihnen Hunde, Katzen und selbst Hühner nach. Manchmal wird ein Jungtier auch zur Beute erwachsener Blindschleichen.
Die größte Bedrohung der Blindschleiche geht allerdings vom Menschen aus: Er zerstört ihre Lebensräume mit intensiver Land- und Forstwirtschaft, und ihre Bestände werden durch Ausbringen von Pestiziden und Schneckenkorn stark dezimiert.
Foto: Brumm
Flinke Insektenfresser
Noch wenig vertreten in unseren Kleingärten sind die Zauneidechsen (Lacerta agilis). Ihr Erscheinen ist stark vom Umfeld der Kleingartenanlage abhängig. Die Umgebung sollte Steinmauern und offene Wiesenbereiche mit niedrigem Bewuchs bieten. Auffällig sind die Männchen mit ihrer wunderschönen grünen Färbung. Besonders schön fand ich es bei einer Begehung der Kleingartenanlage„Frohe Stunde“ in Leipzig, wie vertrauensselig sich dort die Zauneidechsen innerhalb der Anlage bewegen. Ein Zeichen dafür, dass die Kleingärtner sich mit den Tieren arrangiert haben. Dieses Verhalten entsteht aber auch nur, wenn die Zahl der Fressfeinde nicht zusätzlich gefördert wird, wie z.B. durch Anfüttern verwilderter Katzen.
Zauneidechsen werden ca. 24 cm lang. Zu ihrem Beutespektrum gehören alle Insekten und Spinnen, die sieüberwältigen können. Besonders wichtig sind Plätze, an denen sich die Tiere aufwärmen können und bei Gefahr schnell ein Versteck finden.
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Die Zahl ihrer Fressfeinde ist groß: Zu ihren natürlichen Feinden gehören viele Vögel und Säugetiere, aber auch andere Reptilien. Es stellen ihnen Schlingnattern, Greifvögel, Rabenvögel, Stare, Fasane, Amseln, Marder, Füchse und Igel nach. Ihre Eier werden von der Maulwurfsgrille und von Laufkäfern gefressen.
Auch für die Zauneidechsen stellen streunende Hauskatzen eine große Gefahr dar, diese töten sie oftmals nur, um ihren Spieltrieb auszuleben. Die Zauneidechse kann, wenn sie verfolgt oder gegriffen wird, ihren Schwanz abwerfen und somit den Beutegreifer verwirren. Der Schwanz wächst wieder nach, erreicht aber nicht mehr die volle Länge.
Lange Geschichte
Reptilien stammen nicht von den Sauriern ab, beide haben aber gemeinsame Vorfahren. Vermutet wird, dass die Gruppe der Reptilien vor rund 315 Millionen Jahren entstand. Den Reptilien war es möglich, unabhängiger vom Wasser zu leben und sich auch außerhalb des Wassers fortzupflanzen, damit konnten sie neue Lebensräume erobern. So besetzten sie in Jahrmillionen fast alle Lebensnischen derÖkosysteme. Die Dinosaurier starben jedoch aufgrund eines Meteoriteneinschlages am Ende der Kreidezeit aus. Sie hinterließen die Vögel als direkte Nachfahren.
Tommy Brumm
Präsident des Landesverbandes
Sachsen der Kleingärtner