- Tiere im Garten
Naturnahes Gärtnern: Schnecken – Tipps zur Bekämpfung
Natürliche Feinde und Abwehrmaßnahmen
Foto: mauritius images/imageBROKER/Reinhard Hölzl
In der vergangenen Ausgabe haben wir Ihnen einen ersten Überblick über die Schneckenarten in unseren Gärten gegeben und welche Schäden sie verursachen können. Aber selbst wenn wir alle Schnecken zu den Schädlingen rechnen würden, sind sie doch ein Teil des Ökosystems. So sind Nacktschnecken ein wichtiges Glied in der Nahrungskette. Für Erdkröten, Blindschleichen, Spitzmäuse, Maulwürfe, Singvögel wie Amsel, Star und Elster, Igel und für Larven von parasitär lebenden Insekten sind sie wichtiger Bestandteil ihres Speiseplans. Es gibt sogar einige Käferarten, wie den Lederlaufkäfer (Carabus coriaceus), den Violetten Laufkäfer (Carabus violaceus) und den Schmalen Schaufelläufer (Cychrus attenuatus), die Nacktschnecken erbeuten.
Foto: Fauna Press/BIOSPHOTO/Stéphane Bouilland
Auch Gehäuseschnecken werden gerne von vielen Gartentieren (Vögel, Säugetiere, Amphibien, Insekten) gefressen. So gibt es Käfer wie den Schwarzen Schneckenjäger (Phosphuga atrata), der auf die Jagd von Gehäuseschnecken spezialisiert ist. Etliche Wildbienen aus der Gattung der Mauerbienen (Osmia) profitieren auf andere Weise von deren Vorkommen. Sie legen ihre Eier in die leeren Häuschen der Weinberg- und der Bänderschnecken, und die Larven entwickeln und verpuppen sich darin.
Schädling oder Nützling?
Eine sehr wichtige Rolle bei der Eindämmung der Schneckenbestände spielen alle natürlichen Helfer, die Eier und Jungtiere der Schnecken verspeisen und so deren Vermehrung einschränken. Hier machen sich zum Beispiel die Hundert- und Tausendfüßler nützlich. Auch bei den Weinbergschnecken stehen Schneckeneier auf dem Speiseplan.
Ebenso nützlich ist der zu den Nacktschnecken gehörende Tigerschnegel (Limax maximus). Das 10 bis 15 cm lange, auffällig gemusterte Tier lebt in Gärten und Wäldern. Es ernährt sich von Pilzen, abgestorbenen Pflanzenteilen und Aas. Gleichzeitig hilft der Tigerschnegel bei der Reduzierung anderer Nacktschnecken, indem er deren Eigelege frisst und auch ausgewachsene Exemplare überwältigt.
Foto: blickwinkel/F. Hecker
Die natürlichen Feinde der Schnecken können also durch eine gezielte Förderung verstärkt zur Bekämpfung und Vorbeugung der Schneckenplage eingesetzt werden. Wichtig als Helfer bei der Schneckenjagd sind auch die Nacktschnecken selbst: Sie fressen die Eigelege ihrer eigenen Artgenossen.
Vorlieben und Abneigungen
Einige Pflanzenarten sind regelrechte Schneckenmagneten, während Schnecken andere Arten nicht mögen. Besonders hoch im Kurs bei Schnecken stehen folgende Arten:
Obst und Gemüse: Erdbeere, Buschbohne, Erbse, Dill, Gurke, Kürbis, Kohl, Radieschen, Möhre, Salat, Rote Bete, Rhabarber und Spinat.
Stauden: Funkie (Hosta), Glockenblume (Campanula), Lilie (Lilium), Herbst-Anemone (Anemone), Rittersporn (Delphinium), Stockrose (Alcea), Tränendes Herz (Dicentra).
Sommerblumen: Aster (Aster), Blumenrohr (Canna), Dahlie (Dahlia), Levkoje (Matthiola), Prunkwinde (Ipomoea), Sonnenblume (Helianthus), Wicke (Vicia), Studentenblume (Tagetes), Strohblume (Helichrysum).
Zu den Pflanzen, die Schnecken nicht mögen, zählen solche mit ätherischen Ölen wie Rosmarin (Rosmarinum), Oregano (Origanum), Lavendel (Lavandula) und Thymian (Thymus). Auch Pflanzen mit starker Behaarung wie Borretsch (Borago), Beinwell (Symphytum) und Tomaten oder mit abwehrenden Inhaltsstoffen wie Pelargonie (Pelargonium), Löwenmaul (Anthirrhinium) und Rhododendron werden von den meisten Schneckenarten verschmäht. Vor der Spanischen Wegschnecke sind allerdings auch diese Pflanzen nur bedingt sicher.
Da Schnecken einen guten Geruchssinn und eine eindeutige Vorliebe für weichblättrige Pflanzen haben, kann man sie mit ihren Lieblingsspeisen – unfreiwillig oder mit Absicht – anlocken. Andererseits können Sie die genannten unbeliebten Kräuter als abwehrende Randbepflanzung an der Grundstücksgrenze nutzen. Viele Schnecken wandern ja von außen zu. Also kann es sinnvoll sein, bereits am Rande des Gartens Barrieren zu errichten, um sie daran zu hindern.
Die richtige Bodenpflege
Schnecken brauchen im Herbst oder Frühwinter Hohlräume im Boden, um sich zu verstecken und ihre Eier abzulegen. Also müssen Sie dafür sorgen, dass die Erde möglichst feinkrümelig ist und keine Schlupflöcher bietet:
- Im Frühjahr zerstört häufiges Hacken die Gelege und im Sommer die Verstecke.
- Schließen Sie nach der Ernte die entstandenen Löcher und Lücken (z.B. bei herausgezogenen Möhren oder Kohlstrünken).
- Zu frühes Umgraben schafft Unterschlupfmöglichkeiten für Schnecken, daher sollten Sie damit besser bis zum Frühling warten.
- In organischem Mulchmaterial können sich Schnecken gut verstecken. Deshalb möglichst nur eine dünne Schicht ausbringen und trockene Materialien verwenden.
- Schnecken lieben Feuchtigkeit. Daher sollten Sie nicht in den Abendstunden, sondern am besten morgens gießen.
- Dauerberieselung und Bewässerung der Pflanzen von oben sollten Sie vermeiden und größere Pflanzen möglichst einzeln gießen.
- Für Gemüse und Blumen sollten Sie möglichst sonnige Standorte aussuchen.
- Hilfreich kann auch sein, wenn Sie die Beete mit Sägemehl, Kalk, grobem Sand, kleinen Steinchen oder Eierschalen umrahmen und sie damit „trockenlegen“.
- Schnecken lieben Komposthaufen. Hier sollten Sie besonders auf Schnecken und deren Eier achten und sie absammeln.
Bei starkem Befall ist ein regelmäßiges Absammeln der Tiere immer noch eine der besten Methoden. Durch das gezielte Aufstellen von Verstecken kann sich der kluge Gärtner diese mühselige Arbeit erleichtern: Unter Bretter, Dachziegel oder umgedrehte Blumentöpfe mit pflanzlichen Abfällen als Köder ziehen sich die Schnecken gern zurück. Die beste Zeit zum Sammeln ist spät abends oder früh morgens – besonders nach einem warmen Sommerregen.
Mechanische Barrieren
Schneckenzäune bilden eine sichere Barriere, die von Schnecken nicht überwunden werden kann. Allerdings werden Sie nicht den ganzen Garten damit schützen können. Sinnvoll ist es, Aussaatbeete und Beete mit besonders gefährdeten Jungpflanzen mit solch einem Zaun zu umgeben. Auch zur Abwehr von Zuwanderung aus angrenzenden Wiesen sind diese Barrieren sinnvoll.
Foto: der-schneckenzaun.de
Das Wichtigste am Schneckenzaun ist eine nach außen abgewinkelte Kante, über die die Tiere nicht hinwegkriechen können. Sie können ihn aus 10 bis 15 cm hohen Metallplatten selbst herstellen oder im Handel erwerben. Innerhalb des Zaunes sollten Sie dann sorgfältig alle Schnecken absammeln. Wichtig ist es auch, überhängende Pflanzen als „Schneckenbrücken“ zu vermeiden.
Kupferdrähte und -bänder sind nach Expertenmeinung bei der Abwehr von Schnecken nicht sehr wirksam. Sie reduzieren höchstens die Zuwanderung von sehr kleinen, jungen Schnecken, da diese besonders empfindlich auf das Schwermetall Kupfer reagieren.
Foto: Schneckenprofi
Bei Neupflanzungen hat sich der Einsatz von sogenannten „Sonnenhüten“ oder Schneckenschutzringen, auch Schneckenkragen genannt, als abwehrende Maßnahme bewährt. Ebenso geeignet sind Joghurteimer mit gewölbtem Rand, bei denen Sie den Boden entfernen. So sind Ihre Salatpflanzen oder die Bohnenaussaat zunächst sicher.
Keine gute Idee!
Diese fragwürdigen Methoden sollten Gartenfreunde vermeiden:
- Bierfallen: Nur ein kleiner Teil der Schnecken ertrinkt in den Fallen. Gleichzeitig werden Schnecken von weit her angelockt, sodass die Schädlingsdichte sogar zunimmt. Gefahr, in den Fallen zu ertrinken, besteht auch für die Nützlinge.
- Salz: Salz schadet dem Boden und den Pflanzen und bedeutet für die Schnecken einen qualvollen Tod. Zudem ist diese Maßnahme nach dem Pflanzenschutzgesetz nicht zulässig.
- Pflanzliche Präparate: Knoblauchpflanzen sind trotz ihres starken Geruchs ebenso unwirksam gegen Schnecken wie Lebermoosextrakte. Auch gemahlener Kaffee hilft nicht, Schnecken zu vertreiben. Er ist nicht nur teuer, sondern nach dem Pflanzenschutzgesetz auch nicht zulässig.
Die Gleichung Schnecke ist gleich Schädling ist zu kurzfristig gedacht. Im Garten hat jede Art ihren Platz und ist mit den anderen vernetzt. Also tun wir auf lange Sicht gut daran, auch Schnecken mit Augenmaß zu behandeln und dabei – neben unseren gefährdeten Salatpflanzen – auch die Nützlinge im Blick zu behalten.
Horst Bublitz
Fachberater im Landesverband der Gartenfreunde
Mecklenburg und Vorpommern