- Tiere im Garten
Spinnen im Garten
Jäger und Netzbauer auf acht Beinen
Foto: Alberto Ghizzi Panizza/Biosphoto
Spinnen lösen bei vielen Menschen Ekel und Abscheu aus. Damit tun wir ihnen Unrecht. Ihre Effizienz bei der Vertilgung von Lästlingen und Schädlingen ist kaum zuüberbieten, und ihre ausgefeilten Jagdstrategien sind beeindruckend. Im Unterschied zu Insekten besitzen Spinnen acht Beine. Sie ernähren sich räuberisch, vor allem von Insekten und Springschwänzen. Um ihre Beute zu fangen, spinnen Sie entweder Netze, nutzen Fangfäden oderüberwältigen, wie die Springspinnen, die Beutetiere aktiv jagend.
Kunstvolle Radnetze
Die wohl bekannteste Spinne des Gartens ist die Gartenkreuzspinne, die zur Familie der Echten Radnetzspinnen gehört. Sie hat sich auf frei fliegende Insekten spezialisiert und ist einer der wichtigsten Vertilger vieler Schadinsekten wie Mücken oder Blattläuse. Besonders im Herbst fallen ihre großen Netze, die bis zu 30 cm Durchmesser haben können, auf.
Einer der schönsten Vertreter dieser Familie ist die Wespenspinne. Sie gehört zu den Rekordhaltern beim Spinnen und benötigt für ein Netz nur 40 Minuten. Als Besonderheit webt sie ein sogenanntes„Stabiliment“ in ihr Netz ein. Damit täuscht sie potenzielle Beutetiere, die es als Landegelegenheit ansehen und festkleben. Die etwa 17 mm langen Weibchen fallen mit ihrer wunderschönen Zeichnung stärker auf als die schlichten, nur 4–6 mm langen Männchen.
Immer auf dem Sprung
Unseren Garten bewohnen aber auch Spinnen, die aktiv auf die Jagd gehen, die Springspinnen. So können Sie etwa an der warmen Laubenwand oder auf der Terrasse häufig die Zebraspringspinne beobachten. Sie schleicht sich langsam an ihre Beute heran, springt blitzschnell los und greift und lähmt das Beutetier. Als Sicherheitsleine befestigt sie vor dem Sprung einen Spinnfaden. Vor allem im Frühjahr ist sie ein emsiger Blattlausjäger.
Foto: Michel Rauch/Biosphoto
In Laborversuchen haben Springspinnen ihr strategisches Denken bewiesen. Sie wählten nicht den direkten Weg zum Beutetier, sondern einen längeren Weg, auf dem sie sich unbemerkt anpirschen konnten.
In Schuppen und Laube
Ein nicht immer gewollter Begleiter des Menschen ist die„Hausspinne“ oder Große Winkelspinne. Sie lebt gerne in Kellern und Schuppen, wo sie ihre Netze in Winkeln und Nischen errichtet. Die Netze enden in einer Wohnröhre, wohin sich die Spinne zurückzieht. In der freien Natur können Sie die Tiere unter Steinen, Wurzeln oder in hohlen Bäumen finden. Die Paarung ist für das Männchen ungefährlich, vorausgesetzt, das Weibchen ist zur Paarung bereit. Wenn nicht, war es der letzte Irrtum des Männchens…
Foto: Brumm
Auch Spinnen werden gejagt
Spinnen haben sich als Jäger in vielenökologischen Nischen behauptet. Sie stehen aber auch selbst auf dem Speiseplan vieler anderer Tiere. Am angreifbarsten sind Spinnen im Ei oder als Jungtiere, gerade im sogenannten Kokon werden sie schnell zum Opfer von saugenden Insekten. So machen Feuerwanzen keinen Unterschied zwischen Pflanzensäften und den Lebenssäften von Tieren. Selbst verstorbene Tiere werden noch ausgesaugt, und ein Spinnenkokon ist eine willkommene Abwechslung. Besonders, wenn dieser ohne Bewachung ist!
Foto: Brumm
Guter Start ins Spinnenleben
Spinnen haben viele Strategien entwickelt, um den besten Start für den Nachwuchs zu gewährleisten. Eine davon stößt bei uns Menschen auf sehr großes Unverständnis. Die männlichen Spinnen geben nicht nur ihre Gene weiter, sie dienen den Weibchen oft auch als erste Nahrung nach der Paarung. Ihr ganzes Dasein steht völlig im Zeichen des Nachwuchses– denn ein gestärktes Weibchen kann den Kokon länger bewachen als ein hungriges, das noch nach Beute suchen muss.
Foto: mauritius images/Minden Pictures/Jef Meu/NIS
Den Kokon zu bewachen ist eine sehr wirksame Strategie. Natürlich sind hier auch Grenzen gesetzt, da es auch Jäger gibt, die viel größer sind als die weibliche Spinne. Aber Gelegenheitsjäger wie unsere Feuerwanzen haben dann keine Chance.
Foto: mauritius images/Blickwinkel/Alamy Stock Photos
Die Weibchen der Listspinne gehören zu den fürsorglichsten weiblichen Spinnen unserer Heimat. Der Kokon wird ständig mitgenommen, da diese Jagdspinne kein Netz zum Beutefang nutzt. Nur in der größten Not gibt das Weibchen den Kokon auf. In dieser Zeit geht das Weibchen ein erhöhtes Risiko ein, selbst zur Beute zu werden, aber sie hat nur einen Sommer zur Fortpflanzung und zur Weitergabe ihrer Gene.
Ein weiterer Schutz ist das Schlüpfen in großer Zahl. Diese Strategie ist im Tierreich weit verbreitet und sehr effizient. Viele Kugelspinnen wie die in Gärten häufige Gewöhnliche Ovalspinne bewachen den Kokon noch bis zum Schlupf der jungen Spinnen und verabschieden sich erst dann. Die große Zahl an Jungtieren bleibt oftmals noch längere Zeit in einem eigens für sie gewebten Netz und verlässt die Gemeinschaft erst nach und nach. So viele potenzielle kleine Beutetiere machen es so manchem Jäger schwer, sich zu entscheiden.
Lange Beine und Stinkdrüsen
Weberknechte stellen eine eigene Unterordnung der Spinnentiere dar. Sie stehen am Anfang der Nahrungskette und müssen viele Feinde fürchten. Aber sie stehen ihren Fressfeinden nicht ganz wehrlos gegenüber und haben Abwehrstrategien entwickelt. Zum einen sind sie in der Lage, ihre Beine abzuwerfen und somit den Feind abzulenken– in den Beinen befinden sich kleine Sollbruchstellen. Diese Eigenschaft haben nur die langbeinigen Arten.
Alle Weberknechte verfügen zudemüber sogenannte Stinkdrüsen, deren Wirkung jedoch von Art zu Art verschieden ist. Die meisten Arten setzen diese Stinkdrüsen gegen Spinnen und Insekten ein.
Zu ihrer Hauptnahrung gehören kleine Gliedertiere wie Springschwänze, die sie in der Laubschicht suchen. Eine Art, der Schneckenkanker, hat sich auf eine andere Beute spezialisiert: Er erbeutet hauptsächlich frisch geschlüpfte Gehäuseschnecken.
Foto: mauritius images/Blickwinkel/Alamy Stock Photos
Anpassen und spezialisieren
Spinnen haben in den 358 Millionen Jahren, in denen sie auf unserem Planeten existieren, die verschiedensten Anpassungsmuster entwickelt. So ernährt sich eine Spinnenart auf Costa Rica von Pflanzen. Es handelt sich hierbei um eine Springspinnenart (Bagheera kiplingi).
Es werden auch erste Tendenzen zur Staatenbildung erkennbar, so wurde bei der Spinnenart Anelosimus studiosus eine Aufgabenteilung beobachtet. Diese ist nicht angeboren, sondern nach der Charaktereigenschaft der Tiere bewusst oder unbewusst verteilt. So sind die aggressiven Weibchen für die Jagd verantwortlich und die weniger aggressiven für die Brutpflege. Auch in Afrika wurden erste Tendenzen einer Staatenbildung ohne Aufgabenteilung beobachtet, hier steht die Jagd größerer Beute im Vordergrund. So werden Spinnen wohl auch in Zukunft für mancheÜberraschung sorgen.
Tommy Brumm
Präsident des Landesverbandes Sachsen der Kleingärtner