- Tiere im Garten
Was machen Insekten und Co. im Winter?
Wegfliegen, schlafen oder verstecken?
Foto: mauritius images/DP Wildlife Invertebrates/Alamy Wie Igel oder etwa Eichhörnchen über den Winter kommen, wissen die meisten. Doch wie schaut es bei den Insekten, Spinnen und Würmern aus? Um für geeignete Überwinterungsplätze im Garten sorgen zu können, ist es wichtig zu wissen, welche Strategien sie entwickelt haben.
Gemeinsam überwintern
In der Gruppe lebt und überwintert es sich leichter – das scheint das Motto mancher Insektenarten zu sein. Staaten bildende, wie die Ameisen, leben ohnehin ganzjährig in einer Gemeinschaft zusammen. Waldameisen schichten ihre Nesthügel bis zu 2 m hoch auf, und ebenso tief reichen die Gänge in die Erde. Die häufig in Gärten zu findende Schwarze Wegameise siedelt gerne unter Steinen und Pflasterflächen, während die Gelbe Wegameise ihr Nest meist unter Rasenflächen anlegt und dabei kleine Erdhügel aufschüttet. Im Winter ziehen sich die Insekten tief ins geschützte unterirdische Nest zurück.
Foto: Blickwinkel/J. Kottmann
Marienkäfer begeben sich oft in Schwärmen auf die Suche nach einem geeigneten Winterquartier. Zum Teil ziehen diese beliebten Nützlinge in großen Gruppen in wärmere Regionen Europas weiter, oder sie suchen sich hierzulande geeignete Plätze zum Überwintern. Gerne machen sie es sich in Hohlräumen wie Stängeln und Mauerritzen oder unter Dachsparren gemütlich. Wer den Käfern einen Unterschlupf bieten will, kann zusätzlich Laubhaufen aufschütten.
Foto: mauritius images/Westend61/Mark Johnson
Ein wenig anders ist es bei den Hummeln. Den Sommer über hat sich das Volk darum bemüht, möglichst viele kräftige Jungköniginnen heranzuziehen. Die alten Königinnen sterben im Herbst, und die jungen machen sich auf die Suche nach einem Platz, an dem sie geschützt die kalte Jahreszeit überstehen können.
Ideal dafür ist ein Loch im Erdboden mit nur geringer Sonneneinstrahlung. Das ist deshalb wichtig, weil sich sonst der Boden im Frühjahr zu schnell erwärmt und die jungen Hummeln dann zu früh aus ihrem Winterquartier kommen, keine Nahrung finden und verhungern. Wegen der Sonneneinstrahlung sind also für Hummeln Überwinterungsquartiere mit nord-westlicher Ausrichtung optimal. Sollte sich im frühen Frühling dennoch mal eine Hummel von ihrem Winterplatz ins Freie verirrt haben, kann sie mit einem Teelöffel Zuckerwasser gefüttert werden.
Noch im Herbst fressen sich die künftigen Hummelköniginnen eine „Fettschicht“ an, damit sie über den Winter hinweg nicht verhungern. Daher ist es wichtig, ihnen auch im herbstlichen Garten ausreichend nektarreiche Blüten wie Steinquendel, Herbstastern oder Bartblume anzubieten.
Auch Einzelgänger sorgen vor
Anders als Honigbienen, die im Staat überwintern, zählen ihre wilden Artgenossen häufig zu den Solitärbienen. Viele der in Europa vorkommenden Wildbienen sind also Einzelgänger, die keine oder höchstens einjährige Völker ausbilden. Daher brauchen sie andere Überwinterungsstrategien.
Die meisten Wildbienenarten sind einjährig. Das heißt, die Weibchen legen im Sommer in eine Reihe von Brutzellen je ein Ei, statten die Zelle mit Proviant aus und verschließen diese. Danach bleibt der Nachwuchs sich selbst überlassen. Je nach Art werden die Brutzellen im Boden, in Käferbohrlöchern im Altholz, in hohlen oder markhaltigen Pflanzenstängeln oder anderen oberirdischen Hohlräumen abgelegt. Aus den Eiern entwickeln sich die Larven, die sich meist schon wenige Tage später verpuppen. Aus den Puppen schlüpfen in der Regel erst im nächsten Frühjahr oder Frühsommer die fertigen Wildbienen.
Doch nicht bei allen Arten sterben die erwachsenen Tiere vor dem Winter. Bei der hummelgroßen, blauschwarzen Holzbiene überwintern sowohl weibliche als auch männliche Tiere im Erwachsenenstadium – in Mauerspalten, Baumhöhlen oder anderen oberirdischen Hohlräumen. Die eng verwandten Keulhornbienen wählen als Überwinterungsplatz gerne markhaltige Stängel, etwa von Holunder, Brombeeren, Disteln oder Königskerzen.
Foto: www.wildbienen.info
Auch bei einigen Wildbienen gibt es eine einfache Form der Staatenbildung. So nutzen die Weibchen einiger Schmalbienen-Arten ein gemeinsames Brutnest, das sie verteidigen und in dem sie auch überwintern.
Von Erd- bis Dachboden
Regenwürmer bevorzugen eine feuchte Umgebung und fühlen sich bei Temperaturen um 10–15 °C am wohlsten. Wird es ihnen im Sommer zu heiß oder im Winter zu kalt, dann graben sie sich tief in die Erde ein. Dort ringeln sie sich zusammen und halten eine Art Sommer- bzw. Winterschlaf.
Foto: Blickwinkel/E. Tomm Auch Spinnen und Weberknechte ziehen sich häufig zum Überwintern entweder in den Boden zurück oder suchen unter abgefallenem Laub Schutz. Aber auch in dunklen Räumen, Kellern, Dachböden oder kleinen Nischen überwintern viele Spinnentiere. Manche Spinnenarten wie die Große Winkelspinne oder Zitterspinnen krabbeln, wenn es im Herbst kühler wird, gerne ins Haus. Bei anderen wie der Wespenspinne legt das Weibchen im Spätsommer Eier und befestigt diese in Kokons z.B. in Hecken. Die Jungspinnen schlüpfen und verbringen den Winter im Kokon.
Fotos (v.u.): Fauna Press/Nature In Stock/arik37; mauritius images/Nature in Stock/Arik Siegel; Wolfgang Wagner; Blickwinkel/G. Stahlbauer Was die Falter betrifft, überwintern nur sechs von den etwa 180 in Deutschland vorkommenden Arten als erwachsenes Tier. Das sind Zitronenfalter, Tagpfauenauge, C-Falter, Trauermantel sowie der Kleine und der Große Fuchs. Auch wenn der Admiral an sich zu den Wanderfaltern gehört, überwintert er manchmal als Falter in milderen Regionen Deutschlands. Mit Ausnahme des Zitronenfalters, der im Freien überwintert, suchen sich alle anderen einen geschützten Ort. Das können ein Geräteschuppen, Dachboden, Holzstapel, Tunnel, eine Garage, Baumhöhle oder auch Pflanzen wie etwa Efeu sein. Wichtig ist, dass der Platz dunkel, mäßig feucht und gleichzeitig gut durchlüftet ist.
Andere Falterarten überwintern als Puppe oder als Ei. Die meisten heimischen Falter überdauern die kalten Monate aber als Raupe, und zwar an sehr unterschiedlichen Orten. Je nach Falterart sind die Raupen im Boden, an Baumrinden, im abgefallenen Laub oder ungeschützt auf Zweigen und Bäumen zu finden.
Nicht alles aufräumen
Damit Wildbienen, Käfer, Falter und Spinnen den Winter gut überstehen können, ist es sinnvoll, den Garten im Herbst nicht zu sehr aufzuräumen. Lassen Sie auf Beeten und unter Sträuchern die Blätter einfach liegen – das schützt gleichzeitig empfindliche Stauden und Zwiebelblumen. In windgeschützten Ecken können Sie kleine Laub- und Steinhaufen und Stapel aus Ästen und Zweigen aufschichten. Zudem sollten Sie abgeblühte Stauden und Ziergräser erst im Frühling zurückschneiden, da die Stängel, Samenstände und Horste vielen Insekten Unterschlupf bieten.
Christine Schonschek