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Bodenfauna: Untergrundbewegung im Garten

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Das geheime Leben in unseren Böden


HornmilbeFoto: Pavel Krasensky/Naturfoto.cz Hornmilben werden nur 1–2 mm groß, leben in der obersten Bodenschicht und schützen sich mit einem festen Panzer.


In einer einzigen Schaufel Gartenerde tummeln sich mehr Bodentiere als Menschen auf der Erde. Das wird uns jedoch nur selten bewusst, da viele der Untergrundbewohner, wie die einzelligen Geißeltierchen, mit bloßem Auge nicht erkennbar sind. Aufmerksame Gartenfreunde haben vielleicht schon mal die nur wenige Millimeter großen Springschwänze beobachtet – während Asseln und Regenwürmer schon eher alte Bekannte sind.

So unscheinbar das Leben unter unseren Füßen auch ist, so wichtig sind diese Tiere für eine langfristige Bodenfruchtbarkeit. Sie leben in eng verknüpften Nahrungsbeziehungen mit­ein­an­der und manchmal auch voneinander und halten den Boden locker und fruchtbar.


Vom Winzling bis zum Säugetier

Nach ihrem Körperdurchmesser werden die Bodentiere (auch Bodenfauna genannt) in vier Größenklassen eingeteilt. Zur Mikrofauna gehören Einzeller wie Geißel- und Wimperntierchen. Mit einem Durchmesser unter 0,2 mm sind sie nur unter dem Mikroskop sichtbar. Unvorstellbare Horden von bis zu 1 Billion (1.000.000.000.000) dieser Winzlinge leben in 300 l Erde (1 m² Bodenoberfläche, 30 cm Tiefe). Ihr eigentlicher Lebens­raum ist das Wasser, und so besiedeln sie den Wasserfilm, der die Bodenteilchen umgibt und die Feinporen füllt. Hier verspeisen sie Bakterien, Pilze, Algen und kleinste Pflanzenteile.

Die Mesofauna (in der Größenklasse von 0,2–2 mm) besteht vor allem aus Fadenwürmern, Spring­schwän­zen und Milben (Raub- und Hornmilben). Springschwänze und Hornmilben ernähren sich überwiegend von Falllaub, Bakterien, Pilzen und Aas. So beschleunigen sie den Zersetzungsprozess organischer Stoffe im Boden.

Zur Makrofauna (Durchmesser 2–20 mm) gehören viele bekannte Arten wie Asseln, Tausendfüßer, Käfer mit ihren Larven, Schnecken und Zweiflüglerlarven, außerdem die Regenwürmer und die eng mit ihnen verwandten Enchyträen. Die Megafauna versammelt schließlich alle im Boden lebenden Tierarten, deren Durchmesser größer als 2 cm ist, wie Wühlmaus und Maulwurf.

Die Hauptbedeutung der Meso- und Makrofauna im Boden besteht darin, dass sie Pflanzenreste mechanisch zerkleinern und dadurch deren Oberfläche für die abbauende Tätigkeit der Mikrofauna vergrößern. So werden Nährsalze freigesetzt und wieder für die Pflanzen verfügbar gemacht (Mineralisation). Zusätzlich werden stabile Humusverbindungen aufgebaut, die für eine gute Struktur und Fruchtbarkeit des Bodens sorgen – ein effizienter Kreislauf aus abbauenden und aufbauenden Prozessen.


„Who is who“ der Bodentiere

Springschwänze sind winzi­ge Insekten, die eine Länge von 0,5–6 mm erreichen. Sie ernähren sich von Pflanzenteilen und sind wesentlich am Abbau organischer Stoffe beteiligt.


Dunkelbraune KugelspringerFoto: Senckenberg Görlitz/A. Stark In Mitteleuropa leben etwa 500 Arten von Springschwänzen. Der Dunkelbraune Kugelspringer ist eine von ihnen.


Hierzu gehört auch der etwa 4 mm große Dunkelbraune Kugelspringer, der zum Insekt des Jahres 2016 gekürt wurde. Er verzehrt pflanzliche und tierische Zerfallsstoffe. Da er in unbelasteten Böden massenhaft auftritt (bis zu 200.000 Exemplare leben in 300 l Erde), steht er als Symbol für die Bodengesundheit und die Wechselbeziehungen von Böden und Insekten.

Milben gehören zur Familie der Spinnentiere und sind mit 0,5–2 mm für das menschliche Auge so eben sichtbar. Unter den zahlreichen Milbenarten, die im Boden vorkommen, ernähren sich die Hornmilben von Algen, Pilzen, Bakterien, angerotteter organischer Substanz sowie Aas und Kot. Die Raubmilben bevorzugen hin­gegen Frischkost und erbeuten Nematoden, Larven und andere Milbenarten.

Fadenwürmer, auch Nematoden genannt, werden 0,5–2 mm lang und besiedeln den Wasserfilm des Bodens. Einige Arten fressen Bakterien, Pilze und Algen, während andere räuberisch leben. Bei Gartenfreunden wenig beliebt sind die parasitischen Fadenwürmer wie Kartoffelnematoden, Wurzelgallenälchen und Stängelälchen, die die Wurzeln von Nutzpflanzen befallen.

Wohl jeder von Ihnen ist im Garten schon mal auf Asseln gestoßen. Zoologisch gehören sie zu den Krebsen, wobei sie im Gegensatz zu den anderen Vertretern dieser Klasse dauerhaft an Land leben können. Sie ernähren sich von Pflanzenresten, Falllaub und Pilzen, verschmähen aber auch Spin­nen­ei­er und tote Insekten nicht. Bei der Zersetzung von organischen Stoffen im Boden spielen sie eine Schlüsselrolle.

Die zur Klasse der Tau­send­fü­ßer zählenden Doppelfüßer zeichnen sich dadurch aus, dass jedes ihrer Körpersegmen­te zwei Beinpaare besitzt. Ihre Hauptnahrung besteht aus Pflanzenresten und Falllaub, sodass sie wie die Asseln wichtig für die Zersetzung organischer Stoffe sind. Zu ihnen gehören die Schnurfüßer, die Bandfüßer und die Saftkugler.

SchnurfüßerFoto: www.JenaFoto24.de/Pixelio.de Mit bis zu 130 Beinpaaren und einer Länge bis zu 40 mm gehören Schnurfüßer zu den auffälligen Bodentieren.

SaftkuglerFoto: Pavel Krasensky/Naturfoto.cz Saftkugler können sich grabend im Boden fortbewegen. Sie ernähren sich überwiegend von Laub und moderndem Holz.


SteinkriecherFoto: Pavel Krasensky/Naturfoto.cz Steinkriecher sind geschickte, nachtaktive Jäger. Sie packen ihre Beute und töten sie mit einem schnell wirksamen Gift. Hundertfüßer, ebenfalls aus der Klasse der Tau­send­fü­ßer, sind jedoch Fleischfresser. Sie jagen Spring­schwän­ze oder z.B. kleine Regenwürmer, die sie mithilfe ihrer Giftdrüsen erbeuten. Man unterscheidet die abgeflachten, bis 40 mm langen Steinkriecher (auch Steinläufer ge­nannt) und die wurmförmigen, bis 60 mm langen Erdläufer.

Einige Käfer-Arten sind dauerhaft bodenbewohnend, während bei anderen nur die Larvenentwicklung im Boden erfolgt. Am bekanntesten sind die Larven des Maikäfers, die sogenannten Engerlinge, die durch Wurzelfraß große Schäden verursachen können. Ziemlich unbeliebt sind auch die als Drahtwürmer bezeichneten Larven des Schnellkäfers. Diese verzehren die Wurzeln von Rüben, Raps und Klee und verursachen breite Fraßgänge an Kartoffelknollen.

Eine Vielzahl von Käfern frisst jedoch abgestorbenes Pflanzenmaterial sowie Kot und Aas und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Humusbildung. Bekannte Vertreter sind die großen, meist schwarz gefärbten Mistkäfer und die Dungkäfer.


MistkäferFoto: rcfotostock/Fotolia.com Mistkäfer


Bei den Ringelwürmern spielen zwei Familien eine wesentliche Rolle für die Bodenfruchtbarkeit. Da sind zum einen die bekannten Regenwürmer, zum anderen die eng verwandten Enchyträen, für die es leider keine eindeutige deutsche Bezeich­nung gibt.


Enchyträen sind die kleinen Brüder der RegenwürmerFoto: Focusnatura.at Enchyträen sind sozusagen die kleinen Brüder der Regenwürmer. Sie sind deutlich schlanker und fast durchsichtig; im Bild vorne rechts zum Vergleich ein Regenwurm.


Sie erreichen eine Länge von bis zu 50 mm, sind fast farblos und sehr zarthäutig. Im Gegensatz zu den grabefreudigen Regenwürmern können sie ihre Gän­ge nicht selbst buddeln, sondern nutzen bereits bestehende Gangsysteme. Enchyträen ernähren sich von abgestorbenen Pflanzenteilen, Pilzen und Bakterien und wirken intensiv bei der Zersetzung und Humusbildung mit. Da sie auf Bodensäure weniger empfindlich reagieren als Regenwürmer, spielen sie besonders auf sauren Standorten eine Schlüsselrolle. Im Optimum finden sich bis zu 200.000 Enchyträen in 300 l Erde.


Seien Sie nett zu Ihren Gartenhelfern!

All diese für die Bodenfruchtbarkeit ungeheuer wichti­gen Kleinlebewesen leben in bestimmten Bodenschich­ten, an die sie gebunden sind. Nur der Regenwurm tanzt aus der Reihe: Er durch­schaufelt den Boden von ganz oben bis in beachtliche Tiefen hinunter.

Um die Bodenschichtung nicht unnötig zu zerstören, sollten Sie den Gartenboden nicht wahllos und zu jeder Zeit tief bearbeiten und verlagern. Grundsätzlich gilt:

  • Wenden Sie den Boden möglichst wenig, und wenn, dann nur flach, damit die Humusschicht erhalten bleibt.
  • Im Frühjahr sollten Sie den Boden nur oberflächlich mit einem „Sauzahn“ oder einer Hacke lockern, um die Bodenfauna in dieser Phase zunehmender Aktivität nicht zu stören.
  • Insbesonders schwere Lehmböden dürfen im Frühjahr nicht zu früh bearbeitet werden, weil sie sonst Klumpen bilden, die sich verhärten und nicht zerfallen.
  • Auch der Sommer ist für tiefes Umgraben der falsche Zeitpunkt. In dieser Zeit erreicht die Aktivität des Bodenlebens einen Höhepunkt. Eine oberflächliche Lockerung (Hacken) ist jedoch wichtig, um für gute Belüftung und Wasserabzug zu sorgen.
  • Im Herbst kann zum Erreichen der sogenannten Frostgare, also einer feinkrümeligen Bodenstruktur durch Frosteinwirkung, der Boden tiefer gelockert werden. Damit ist jedoch nicht gemeint, nach der veralteten Methode „zwei-Spaten-tief“ umzugraben. Vielmehr werden abgeräumte Beete mit der Grabe­gabel aufgelockert, ohne das Erdreich dabei zu wenden.


Horst Bublitz
Fachberater im Landesverband der Gartenfreunde
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