- Tiere im Garten
Vogelgesang im Frühjahr
Drohen, warnen, betteln ...
Neben den an die Fortpflanzungszeit gekoppelten Gesängen gibt es außerdem – unabhängig ob Singvogel oder Nichtsingvogel – verschiedene Rufe. Diese sind in der Regel einfacher strukturiert und entsprechend kürzer als die Gesänge. Sie werden das ganze Jahr über von beiden Geschlechtern geäußert und sind ein ausgesprochen bedeutsames Kommunikationsmittel.
Für eine Vielzahl verschiedener Situationen im Vogelleben sind inzwischen eigene Rufe festgestellt worden. Es gibt beispielsweise Drohrufe, Warnrufe, Abwehrrufe, Bettelrufe oder Kontaktrufe, um nur einige zu nennen. Während eine Singvogelart am Gesang noch relativ einfach erkannt werden kann, fällt dies anhand eines Rufes bedeutend schwieriger aus.
Frühaufsteher werden belohnt
Foto: fokus-natur/Leo
Die Zeit, in welcher der Gesang am intensivsten ist, erstreckt sich von Ende März bis Ende Mai. Wer ein richtiges Vogelkonzert erleben möchte, der sollte früh aufstehen: Bereits 1,5 Stunden vor Sonnenaufgang beginnen beispielsweise Haus- und Gartenrotschwanz mit ihrem Gesang. Ihnen folgen Amsel, Singdrossel, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücke und Kohlmeise.
Ab 0,5 Stunden vor Sonnenaufgang kann man die reichhaltigen Rufreihen des Kleibers vernehmen, ebenso den Gesang von Blaumeise, Buchfink, Gartenbaumläufer und Heckenbraunelle. Zur Zeit des Sonnenaufgangs beginnt der Zaunkönig mit seinem unverkennbaren schmetternden Gesang, ebenso das Klappern der Klappergrasmücke, das Tschilpen des Haussperlings, die Gesangsimitationen des Stars und der Gesang des Grünfinken.
Andere Arten imitieren
Eine Reihe von Vogelarten verfügt über ein reichhaltiges Stimmenrepertoire. Besonders faszinierend sind jene Arten, die es vermögen, Gesangsteile, Rufe oder Geräusche anderer Arten in ihren Gesang einzuflechten. Vor allem Sumpfrohrsänger, Stare, Eichelhäher, Neuntöter, Gartenrotschwänze, Braunkehlchen oder Gelbspötter imitieren auf brillante Art und Weise andere Arten.
Foto: fokus-natur/Leo Beim Sumpfrohrsänger, der in offenen und halboffenen Landschaften mit dichten Hochstaudenbeständen lebt, wurden bisher über 200 Imitationen von Lautäußerungen anderer Arten nachgewiesen. Etwa die Hälfte davon waren afrikanische Vogelarten. Der Sumpfrohrsänger, welcher als Langstreckenzieher unter den Zugvögeln gilt, muss die Stimmen demnach in seinem afrikanischen Winterquartier erlernt haben.
Michael Dech
Literaturtipp „Warum Vögel singen”