- Tiere im Garten
Wildbienen: Wichtige Bestäuber brauchen Hilfe
Foto: Mühlen Sie leben als „Single“, fliegen emsig von Blüte zu Blüte und bauen ihre Nester in Mauern, Sand, Lehm oder Pflanzenteile: Die Rede ist von Wildbienen. So hat die Wissenschaft sie getauft, um sie von unseren „Hausbienen“, den Honigbienen (Apis mellifera), abzugrenzen.
Auffälligster Unterschied: Alle unsere Wildbienen (mit Ausnahme der Hummeln, die auch den Wildbienen zugeordnet werden) leben „solitär“ als so genannte „Einsiedlerbienen“. Sie bilden keine Völker wie die Honigbiene, d.h. die Weibchen der Wildbienen kümmern sich ohne Mithilfe von Artgenossen um die Brutfürsorge.
Große Artenvielfalt
Sage und schreibe 500 Wildbienenarten gibt es in Deutschland. Da sind z.B. die Sand- und Furchenbienen, die in sandigem Boden nisten. Pelzbienen bevorzugen senkrechte Abbruchkanten und Lösswände an Wegrändern und Uferböschungen.
Mauerbienen suchen in Spalten alter Gemäuer und anderen Hohlräumen geeignete Nistplätze, und einige Maskenbienen nutzen hohle Pflanzenstängel für die Aufzucht ihres Nachwuchses. So verschieden die Ansprüche an die Nistbiotope sind, so ähnlich ist doch die Art des Nestbaus und der Brutpflege bei vielen Arten.
Pollenbrot versorgt Nachwuchs
Foto: Mühlen Die Brutfürsorge der Roten Mauerbiene (Osmia bicornis) sieht beispielsweise so aus: Nach der Begattung sucht das Weibchen in morschem Holz, in hohlen Pflanzenstängeln oder anderen Hohlräumen nach geeigneten Nistplätzen. Hat es eine geeignete Röhre gefunden, legt es darin in einer Linie eine Brutzelle nach der anderen an.
Aus Pollen und Nektar formt das fleißige Tier für jede Zelle ein Pollenbrot als Nahrungsvorrat für die neue Generation. Auf dieses Pollenbrot legt es ein einziges Ei. In den Brutzellen erfolgt die Entwicklung vom Ei zum erwachsenen Tier (Imago). Die Imagines der Mauerbienen überwintern in der Zelle und verlassen sie, eine nach der anderen, erst im kommenden Frühjahr.
Männchen verteidigt Nahrungsrevier
Die Männchen spielen bei der Brutfürsorge keine Rolle. Dennoch stehen einige ihren „Mann“ und sorgen für die Weibchen. Das zeigt sich eindrucksvoll bei den Wollbienen (Anthidium manicatum).
Foto: Jacobi In einem Garten mit Lippenblütlern wie Ziest (Stachys), Salbei (Salvia), Taubnessel (Lamium) oder Hohlzahn (Galeopsis) findet sich die Art rasch ein. Die Männchen verteidigen diese Futterpflanzen „bis aufs Blut“ gegen fremde Blütenbesucher. Sie attackieren und verfolgen die Nahrungskonkurrenten so lange, bis diese aufgeben und den Bereich zukünftig meiden. Die Wollbienenweibchen nutzen gerne diese „reservierte“ Nahrungsquelle, und das Männchen freut sich über den Frauenbesuch ...
Gefährdet und geschützt
Unsere Wildbienen sind in ihrem Bestand stark bedroht: Durch die Intensivierung der Landwirtschaft verschwinden z.B. immer mehr geeignete Futterpflanzen, und die zunehmende Besiedlung von Flächen führt zu einem Verlust wichtiger Nistbiotope. Deshalb stehen auch ca. 60 % der Wildbienenarten auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Tiere.
Dabei erfüllen sie eine überaus wichtige ökologische Funktion im Naturhaushalt: Über 80 % der Blütenpflanzen sind auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen, um fortzubestehen. Der Gesetzgeber hat diese wichtige Funktion der Bienen erkannt und sämtliche Arten unter Schutz gestellt (Bundesartenschutzverordnung vom 18. September 1989).
Hilfe für Wildbienen im Garten
Foto: Mühlen Den bedrohten Insekten zu helfen, ist gar nicht so schwer. Lassen Sie in Ihrem Garten Raum für Wildkräuter und heimische Pflanzen. Bevorzugen Sie blütenreiche Pflanzen, die Nektar und Pollen liefern. Viele Zierpflanzen mit gefüllten Blüten sind steril und haben der Insektenwelt nichts zu bieten. Verzichten Sie, wo immer es geht, auf Pflanzenschutzmittel.
Hilfreich für die „Einsiedlerbienen“ sind auch Nisthilfen vielfältigster Art: Sie können z.B. ein Stück unbehandeltes Hartholz (Buche oder Eiche) mit Bohrungen verschiedener Länge und Dicke versehen oder Bambusrohre unterschiedlicher Größe bündeln. Für genaue Bauanleitungen ist hier leider nicht genügend Platz, diese finden Sie u.a. in der links vorgestellten Broschüre (siehe „Tipps zum Lesen und Surfen“). Wichtig bei allen Nisthilfen ist, dass sie an geschützten, sonnigen Standorten aufgestellt werden.
Übrigens: Die meisten Wildbienen flüchten eher, als dass sie sich verteidigen, wenn sie sich bedroht fühlen. Viele Arten haben außerdem einen so dünnen Stachel, dass dieser die menschliche Haut nicht durchdringen kann.
Christiane Breder