- Gartengestaltung
- Naturnahes Gärtnern
„Unkraut“ ist nicht gleich „Unkraut“
Ausdauernde Unkräuter
Foto: Flora Press/Botanical Images/BJORN SVENSSON
Staudenrabatte, Rosenbeete und Gehölzstreifen werden nicht so häufig bearbeitet wie Gemüsebeete. Unter Hecken und größeren Gehölzen bleibt der Boden meist unbearbeitet. So können sich hier neben den einjährigen auch ausdauernde „Unkräuter“ ansiedeln und ausbreiten.
Zudem gibt es, gerade auf größeren Grundstücken, stets Bereiche, die nicht so intensiv gepflegt werden können – auch hier findet die natürliche Vegetation eine Nische. Das kann aus gestalterischer Sicht sehr reizvoll sein, denn die Schönheit vieler Wildpflanzen kann es mit der unserer Zierpflanzen durchaus aufnehmen. Warum also nicht Gundermann oder Weiße Taubnessel mit ihrem schönen Blattwerk auf Baumscheiben als Bodendecker wachsen lassen? – Oder Rainfarn und Acker-Glockenblume als Blütenpflanzen am Wegrand?
Foto: tompet80/Fotolia.com Foto: Bross-Burkhardt
Anders ist es mit „Unkräutern“, die sich unterirdisch (Giersch und Quecke) oder oberirdisch (Kriechender Hahnenfuß und Kriechendes Fingerkraut, auch Fünffingerkraut genannt) mit Ausläufern stark ausbreiten. Ihre Ansiedlung und Ausbreitung ist unbedingt zu verhindern.
Wurzelunkräutern rücken Sie am besten mit der Grabegabel zu Leibe. Warten Sie dafür günstige Bodenverhältnisse mit leicht feuchter und krümeliger Erde ab. Daraus können Sie die Rhizomstränge von Giersch oder Quecke mit Geschick und Glück am Stück herausziehen. Ausgetrockneter, schwerer Boden lässt sich kaum lockern – da reißen Wurzelstücke leicht ab. Für eine erfolgreiche Bekämpfung ist es jedoch wichtig, jedes Rhizomstückchen herauszulesen.
Acker-Schachtelhalm und Acker-Winde dringen mit ihren Rhizomen so tief in den Boden vor, dass wir ihren Bestand nur durch Mulchen und häufiges Ausreißen, eventuell auch durch eine sehr tiefe Bodenlockerung in einem erträglichen Rahmen halten können.
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Grünflächen und Trittflächen
Auf Trittflächen, zwischen Pflastersteinen, auf Schotter und Randstreifen behaupten sich robuste Vertreter der Ruderalflora. Sie vertragen starke Sonneneinstrahlung, Hitze und Trockenheit ebenso wie Fußtritte und kommen auf steinigen Böden mit wenigen Nährstoffen gut zurecht.
Pflanzen dieser Gruppe drücken sich bei Trittbelastung an den Boden, andernfalls wachsen sie aufrecht. Wer genau hinschaut, entdeckt außer dem bekannten Löwenzahn an solchen Standorten auch Gänseblümchen, Habichtskraut, Portulak, Einjähriges Rispengras, Hornfrüchtigen Sauerklee, Vogelknöterich und Breit-Wegerich.
Auf Gemüsebeeten und gepflegten Rabatten sind diese Kräuter nicht erwünscht, auf Trittflächen und an Randstreifen ist gegen ihre Ausbreitung kaum etwas einzuwenden.
Fazit
Ein Loblied also auf das „Unkraut“? Nicht ganz! Ackerwildkräuter und Ruderalpflanzen dürfen nicht die Regie übernehmen. Ein Garten ist keine Wildnis, sondern kultiviertes Land.
Sich gärtnerisch zu betätigen, bedeutet immer auch, dem Wildwuchs entgegenzuwirken. Das andere Extrem, ein völlig unkrautfreier Garten, ist aber aus ökologischer Sicht auch nicht wünschenswert.
Aber auch unabhängig von ihrem Nutzen und ihrer Schönheit: Wildpflanzen verdienen unsere Wertschätzung auch um ihrer selbst willen. Sie sind Teil des ökologischen Gefüges der Erde, Teil unserer Lebensgrundlage, die es zu schützen und zu erhalten gilt.
Dr. rer. agr. Brunhilde Bross-Burkhardt
Freie Fachjournalistin, Publizistin