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Von der Ernährungssicherung zum Freizeitgarten: Die Gartenkultur im Wandel
Wieder ein Bewusstsein für die Natur schaffen
Foto: Breder Was zu Großmutters Zeiten noch üblich war, ist heute nicht mehr selbstverständlich. Das Wissen um den Garten sollte wieder zur Normalität gehören.
Wer den Garten in seinem Zyklus kennt, wird auch schon als junger Gartenfreund seine Umwelt anders wahrnehmen und ein gesundes Bewusstsein für Pflanzen, Mensch und Tier entwickeln. Es gibt kein besseres Medium zum Verständnis vom Haushalt der Natur – der Ökologie – als den Garten.
Tiefkühlkost und Preisvorteile
In den Wirtschaftswunderjahren begannen viele, sich den damaligen Errungenschaften zuzuwenden, und – nur als Beispiel – den uns bekannten Spinat tiefgekühlt zu kaufen, weil es doch so viel einfacher ist, als diesen selbst zu verarbeiten. Wenn allerdings das fertige Produkt in den Vordergrund rückt und die eigentliche Pflanze vergessen wird, wirft das viele Fragen auf. Wie gehen wir in unserer Gesellschaft mit der eigentlichen Wertschöpfung der Naturkreisläufe um?
Wer allerdings im Supermarkt Obst und Gemüse so günstig wie nie zuvor erhält, wird sich im Moment des Kaufens selten diese Fragen stellen. Hierbei geht es meistens ausschließlich um Preisvorteile. Erst Lebensmittelskandale haben den Blick für Produkte aus dem eigenen Garten erneut verändert, und der Anstieg der Arbeitslosigkeit sorgt wieder für Interesse an eigenem Obst und Gemüse.
Sortenvielfalt wiederbelebt
Positiv bei diesen Veränderungen ist zu bewerten, wie schnell einige gesellschaftliche Gruppierungen, dazu gehören wir Gartenfreunde, sich mit den mäßigen Sortenangeboten der Supermärkte nicht begnügen und nach Gemüse und Obst verlangen, die regional und traditionell von Interesse sind. Somit tragen wir Gartenfreunde nachweislich dazu bei, dass es mittlerweile wieder Saatgut im Handel gibt, welches schon in Vergessenheit geraten war.
Kreativ gestaltete, naturnahe Gärten erwünscht
Auch die Außendarstellung der einzelnen Pächter oder ganzer Kleingartenanlagen verändert sich. Wo es früher ausschließlich darum ging, alles ordentlich und wohlgeordnet erscheinen zu lassen, wird heute die kreative Gestaltungsform bevorzugt:
- Blumenwiesen statt Rasenversiegelung,
- Einsatz von Naturmaterialien wie Häckselgut für Wegebau statt Versiegelung durch Betonplatten,
- Anbau von Kräutern statt einjähriger Sommerblumen, die nicht immer interessant für Wildbienen sind,
- Anlage von Totholzhaufen als Refugium von Nützlingen im Garten.
Diese kleine Aufzählung von positiven Beispielen lässt sich natürlich noch beliebig verlängern.
Dagegen finden sich auch negative Entwicklungen. Hier sei beispielhaft auf gefärbtes Häckselgut als Mulchmaterial hingewiesen. Wie viel sinnvoller wäre es doch, stattdessen mit einer bunten Staudenvielfalt zu glänzen?
Auch keinen schönen Anblick bieten Gärten, bei denen neben Plastikmöbeln, Plastikblumen und Plastikspielzeug kaum noch etwas anderes Platz hat. Oder wenn Zierrasen und Nadelgehölze den Garten dominieren! Dagegen ist es schon erfreulich, wenn Vogelhäuser, kunstvoll aus Holz gefertigt, als „Villen“ für unsere gefiederten Freunde verkauft werden.
Kleingärtnerische Nutzung fördert Ökologie in der Stadt
Betrachtet man diese Veränderungen in der Nutzung unserer Gärten, sind wir als Gartenfreunde (egal ob Pächter oder Funktionär) angehalten, die Bedeutung der Kleingärten unter Berücksichtigung der Bedürfnisse von Umwelt und Natur zu pflegen und zu propagieren.
Schließlich geht es nicht nur um die eigene Parzelle. Wir Gartenfreunde stehen für den Erhalt von Artenreichtum an Pflanzen und Tieren. Dass Kleingartenanlagen für die Stadtökologie von großem Nutzen sind, sollte mittlerweile allen Beteiligten bewusst sein.
Hartmut Clemen,
Landesfachberater des Landesverbandes
der Gartenfreunde Bremen e.V.