• Gartenpraxis
  • Pflanzenschutz
  • Nützlinge

Die Grabwespe: ein Schwerarbeiter im Garten

Schlagworte zu diesem Artikel:
  • Grabwespe
  • Larven
  • Wespe
  • Sandhäufchen

Grabwespen auf BlüteFoto: Rohdich Bevorzugt sitzen die Grabwespen auf Blüten, um hier ihre Beute, andere Insekten, zu fangen In der Gartenbeilage einer Tageszeitung erschien folgende Leseranfrage: „Zwischen den Fugen der Pflastersteine zeigen sich kleine Sandhäufchen. Von wem stammen sie, und wie kann man dem Treiben ein Ende setzen?" Unser Autor Walther Rohdich ist dieser Frage nachgegangen. Er selbst hat solche Erscheinungen auf den Wegen seines Gartens Jahr für Jahr festgestellt, so konnte er direkt vor Ort recherchieren.

„Übeltäter" ist ein Winzling, der dennoch ein Schwer- bis Schwerstarbeiter ist: Der Mensch vergleicht ja gern einen tierischen Kraftakt mit demjenigen, den er selbst mit einiger Mühe schaffen kann. Tun wir das hier auch, so müssen wir feststellen, dass wir Schwachmänner ersten Grades sind. Schon der Maulwurf ist gegen uns ein Kraftprotz. Er müsste aber, gemessen an den Kräften unseres hier genannten Winzlings, Erdhaufen in Häuserhöhe stemmen können.

GrabwespeFoto: Rohdich Immer gibt es für das fleißige Insekt irgendetwas am Sandhaufen zu tun und auszubessern, mal hat der Wind Sand verweht, dann hat ein menschlicher Fuß alles niedergetreten Klar, dass ein Tier keine Anstrengung ohne Sinn und Zweck unternimmt, das hat die Natur so vorgegeben: Entweder geht es um die Suche nach Nahrung und die Nahrungsaufnahme oder um die Fortpflanzung. So ist denn auch das Objekt unserer Studien hier, die Grabwespe mit wissenschaftlichem Namen Cerceris arenaria, den ganzen Sommer über unterwegs, um für ihren Nachwuchs zu sorgen.

Weltweit stellen die Grabwespen Sphecidae eine große Familie dar, mit mannigfaltigen und ab­son­der­li­chen Variationen im Verhalten. Mit etwa 1 cm Länge ist unser Gartenbewohner eine kleine Art, die nur bei näherem Hinsehen als Wespe einzuordnen ist: durch ihren bei Wespen abgesetzten, gelbschwarz quer gestreiften Hinterleib.

Aber keine Angst: Sie kann wohl stechen wie alle Wespen, doch wird ihr Ministachel nicht uns, sondern nur ihrer Beute – Fliegen und anderen kleinen Insekten – gefährlich. Sein Gift lähmt sie und hält sie solange frisch, bis die Larve sie auffressen kann. Das nennt man Brutpflege.

GrabwespeFoto: Rohdich Wie ein Dachs sichernd hockt die Wespe im Loch, bevor sie ausfliegen möchte, und beobachtet die Umgebung. Ihre großen Facettenaugen nehmen jede auffällige Bewegung in der näheren Umgebung wahr. Die Larve lebt unter jenen Steinen, auf denen die genannten Sandhäufchen aufgeworfen liegen. Diesen Sand hat das Weibchen von unten heraufgeschafft und damit dort Platz gemacht für die Larve und die Beute. Letztere besteht immerhin aus gleichgroßen Fliegen, denen auf Blüten und im Pflanzengezweig aufgelauert wird.

Manche Arten haben sich auf in unseren Augen lästige und schädliche Insekten spezialisiert: kleine Stechfliegen, Mücken, Gallfliegen, größere Blattläuse. So können wir unsere Grabwespe als für den Garten nützlich bezeichnen, und wen die Sandhäufchen stören, der mag sie getrost einebnen, aber den Zugang, ein gut sichtbares, kreisrundes Loch, offen lassen. Die Larve wird den ganzen Sommer über gefüttert und überwintert in ihrem Versteck, um im nächsten Frühjahr das Treiben ihrer Eltern mit gleichem Fleiß fortzusetzen.


Fleißig und aufmerksam: die Grabwespe

Grabwespen schaffen SandhäufchenFoto: Rohdich So sehen die von den Grabwespen geschaffenen Sandhäufchen aus. Bei stärkerem Befall wird der Untergrund der Wegesteine durchaus in Mitleidenschaft gezogen, es findet eine Art Unterhöhlung statt. Bei meinen Arbeiten und auf Knien durchgeführten Beobachtungen und Aufnahmen konnte ich fest­stel­len, dass ich ein sehr fleißiges und aufmerksames Tierchen vor mir hatte. Bei Sonnenschein, wenn die meisten Insekten unterwegs sind, kam das Altinsekt alle 15 bis 25 Minuten mit einem Beutestück an­ge­flo­gen und fand unbeirrbar ihr eigenes Nestloch, auch wenn weitere in unmittelbarer Nähe vorhanden waren und ich – versuchs- und boshafterweise – ihr den Zuflug ein wenig verbaut hatte.

Als ich das erste Mal auf die Lauer ging, beo­bach­te­ten, ja musterten mich die betroffenen Grabwespen durch Anflug nahe vors Gesicht und an die Ka­me­ra­linse, ihre überdimensional großen Facettenaugen nahmen offensichtlich jede Kleinigkeit wahr. Nach dem Einschlupf blieben die Tiere fünf bis zehn Minuten unten, und wenn sie herauswollten, flogen sie nicht einfach los, sondern sie musterten, halb in der Öffnung hockend, aufmerksam die Gegend und schnurrten erst dann ab. Regenfälle, auch starke Gewittergüsse, ebneten zwar die Sandhäufchen ein, konnten aber den Larven unten nichts anhaben.

Unsere Grabwespe mag im sommerlichen Garten sonst wenig auffallen: Aber sie trägt ganz zweifellos zum biologischen Gleichgewicht, wie wir es sehen, wie es uns gefällt, mit ihren winzigen Möglichkeiten bei. Bieten wir ihr doch die Reviere dazu an, nämlich unsere Gärten!

Walther Rohdich

Online-Seminar am 21.01.2025

Die perfekte Anzucht

Wie Sie zu Hause selbst kräftige Gemüsepflanzen anziehen und was Sie dafür benötigen, zeigt Ihnen Stefanie Ruhnke in diesem Seminar. Erfahren Sie alles über Aussaatmethoden, Pflege, häufige Fehler und schnelle Hilfe bei Keimproblemen – damit Ihre Anzucht gelingt!

Mehr Informationen 

Unsere Gartenschätze

Im Fokus: Gartenschätze

Sie sind auf der Suche nach Besonderheiten für Ihren Garten? Dann schauen Sie sich doch mal unsere Gartenschätze an. Neben interessanten Infos zu den einzelnen Pflanzen, finden Sie hier auch passende Bezugsquellen.

mehr…

Wintergemüse – Saisonkalender

Wintergemüse – Saisonkalender Auch im tiefsten Winter können Sie frisches Grün in Ihrem Garten ernten. Hier sehen Sie, welche Gemüsearten sich für den Anbau im Winter eignen und wann Sie welches Gemüse wie lange ernten, säen, pflanzen oder lagern können.

mehr…

Gartenkalender 2025

Der Gartenkalender 2025 ist da!

Tolle Info zu Obst, Gemüse und Zierpflanzen. Tipps und Tricks rund um den Garten, Neuheiten aus der „grünen“ Branche, übersichtliche Saat-, Pflanz- und Erntetabellen, Pflanzenschutztipps und vieles mehr.
Der gute Begleiter durchs Gartenjahr!

Mehr Informationen 

Was liegt an im Obstgarten?

Obstgarten Dezember

Hier finden Sie unsere aktuellen Gartentipps für den Dezember.
mehr…

Was liegt an im Gemüsegarten?

Gemüsegarten Dezember

Hier finden Sie unsere aktuellen Gartentipps für den Dezember.
mehr…

Was liegt an im Ziergarten?

Ziergarten Dezember

Hier finden Sie unsere aktuellen Gartentipps für den Dezember.
mehr…

„Der Fachberater“ – damit Sie auf dem Laufenden sind!

Der Fachberater

Für Gartenfachberater, Vereinsvorstände und alle, die es genauer wissen wollen: „Der Fachberater“ informiert Sie vier Mal im Jahr über gartenfachliche und verbandspolitische Themen des Klein­gar­ten­wesens. Die Ver­bands­zeit­schrift des Bun­des­ver­ban­des Deutscher Gartenfreunde widmet sich zudem Ausgabe für Ausgabe verschiedenen Schwer­punkt­the­men.

mehr...