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Mehr als „bienenfleißig": die Hummeln
Foto: Roßbeck Dichter Pelz, anheimelndtiefer Summton: Hummeln wirken auf Menschen – dem Teddybären vergleichbar – ohne größeres Zutun irgendwie sympathisch. Da nimmt es nicht Wunder, dass sie spätestens seit der Romantik auch von Dichtern, die sich den Naturschönheiten verschrieben haben, zum unverzichtbaren Inventar ländlicher Idyllen erhoben wurden. Ein weltweit bekanntes musikalisches Denkmal setzte der Komponist Rimski-Korsakow den Fluginsekten mit seinem „Hummelflug".
Hummeln gehören zu den Bienen; wissenschaftlich werden sie in der Gattung Bombus zusammengefasst. Doch existieren Hummelvölker, im Gegensatz zu den Honigbienen, nur in der wärmeren Jahreszeit. Lediglich junge Hummelköniginnen überwintern, um im nächsten Frühjahr für den Nachwuchs von bis zu fünfhundert Arbeiterinnen zu sorgen. Aber auch für den Nachwuchs der männlichen Hummeln, den „... Brummeldrohnen, gefräßig, dick und faul und dumm, die ganz umsonst im Hause wohnen ..." (so spottet der Dichter Wilhelm Busch).
Rausschmiss nach der Paarung
Tatsächlich besteht die Hauptaufgabe männlicher Hummeln darin, Königinnen auf ihrem Hochzeitsflug zu begatten. Danach entledigen sich die Arbeiterinnen der lästigen, bislang von ihnen durchgefütterten „Fresser", indem sie die nach erfolgter Paarung absolut überflüssigen Drohnen in einem martialisch anmutenden Vorgang, „Drohnenschlacht" genannt, aus dem Stock bugsieren und damit in den sicheren Hungertod treiben.
4000 Blütenbesuche pro Tag
Drohnen besitzen keinen Stachel. Anders die weibliche Hummelfraktion, doch stechen Königinnen und Arbeiterinnen, ansonsten eher aggressionsfrei, nur im Falle höchster Bedrohung. Unsererseits aus übertriebener Angst oder Vorsicht auf Hummeln in böser Absicht einzuschlagen, verbietet sich aus noch einem ganz anderen Grunde: Eine einzige ihrer Art bringt es pro Tag auf rund 4000 bestäubte Blüten – drei- bis fünfmal mehr als Bienen!
Durchschnittlich zapft eine Hummel innerhalb einer Minute zehn bis zwanzig Nektartankstellen an. Und das keineswegs ausschließlich unter klimatisch günstigen Bedingungen. Während Honig- und Wildbienen bei Temperaturen unter 10° Celsius keinen Flügel rühren können, sind die „gleichwarmen" Hummeln noch bei nur fünf Plusgraden draußen unterwegs, trotzen Sturm und Regen, ja selbst Schnee- und Hagelschauern und verhindern somit bei lang anhaltenden Kälteperioden im Frühjahr völlige Ernteausfälle bei Obst und Beeren. Durch Muskelwärme gelingt es Hummeln, ihre Körpertemperatur über eine längere Zeit stabil zu halten. Auch sorgt ihre dichte Behaarung für vergleichsweise geringe Wärmeverluste.
Unermüdlich von früh bis spät
Kräftezehrend sind Rundflüge bei Wind und Wetter aber dennoch. Ohnehin müssen Hummeln außerordentlich emsig für Nahrungs-Nachschub sorgen. Nektar- und Pollen-Sammlerinnen (und in dieser Funktion Nebenbei-Bestäuberinnen) erreichen Geschwindigkeiten von elf bis 20 Stundenkilometern; allenfalls zwei bis vier Minuten lange Ruhepausen gönnen sie sich bei ihren Zwischenlandungen im Nest. Bis zu 90 % des eigenen Körpergewichtes können Hummeln transportieren. Anscheinend unermüdlich! Im Sommer beginnt ihr Tagwerk gegen vier Uhr im ersten Morgengrauen und dauert bis zum späten Abend an.
Die Hummel als Wirtschaftsfaktor
Wussten Sie, dass Hummeln gar zum Wirtschaftsfaktor avancierten? Langrüsselige Arten können zum Beispiel Pflanzen mit langen Kronröhren bestäuben, deren Blüten von Honigbienen naturgemäß links liegen gelassen werden müssen. Als im 19. Jahrhundert trotz intensiv betriebener Imkerei die Erträge beim – importierten – Rotklee in Neuseeland sehr zu wünschen übrig ließen, regte kein Geringerer als Charles Darwin u.a. die Einfuhr von Hummelköniginnen an. Die Maßnahme erwies sich als äußerst hilfreich.
Wo Hummeln gänzlich fehlen, wäre ein lohnender Anbau von Luzerne, Pferdebohne, Raps, Senf und Sonnenblume ebenfalls undenkbar. Mittlerweile ist der Nützling Hummel selbst für Betreiber von Gewächshauskulturen aktiv. Billiger und vor allem effektiver als menschliche Handarbeiter bestäuben sie z.B. Tomaten-, Paprika- und Auberginenpflanzen. Schon Tausende von Völkern wurden eigens zu diesem Zwecke kommerziell gezüchtet und dann unter Glas „frei"gelassen. In der Natur Königinnen für Nestgründungen einzufangen, ist in Deutschland – jedoch leider nicht überall in Europa – per Bundesnaturschutzgesetz strengstens untersagt.
Hummeln im Garten fördern
Wie Gärtner und Gärtnerinnen absolut legal Hummelbesuche fördern können? Indem sie „Hummelwüsten" zu „Hummelschlaraffenländern" machen. Darum folgt hier noch eine buntgemischte hummelfreundliche Kräuter-, Blumenbeet- und Wiesenpflanzenauswahl: Akelei, Gamander, Salbei, Thymian, Minze, Ysop, Bohnenkraut, Schnittlauch, Zierlauch, Mohn, Ähriger Ehrenpreis, Primel, Flockenblume, Clematis, Kugeldistel, Traubenhyazinthe, Schneeheide, Japanische Kirsche, Fingerhut, Löwenmäulchen, Kriechender Günsel, Gundermann, Hornklee, Löwenzahn, Taubnessel, Lungenkraut, Brunelle, Blutweiderich, Lerchensporn, Nieswurz ...
Brigitte Roßbeck