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Nützlinge im Porträt: Raubwanzen
Foto: blickwinkel/F. Hecker
Auch unter den Wanzen gibt es nützliche Vertreter. Je nach Art sind Lebensräume und Lebensweisen sehr unterschiedlich. Ein charakteristisches Merkmal aller Wanzen sind die Stinkdrüsen, aus denen sie ein übel riechendes Sekret absondern können. Diese Eigenschaft hat ihnen einen schlechten Ruf eingebracht.
Die Entwicklung dieser Insekten erfolgt unvollständig (hemimetabol). Es gibt also kein Puppenstadium. Aus den Eiern schlüpfen kleine Larven, die sich mehrmals häuten, bis aus ihnen das erwachsene Tier wird. Dabei erfolgt die Entwicklung der Flügel erst in den letzten Larvenstadien.
Alle Wanzen weisen Mundwerkzeuge auf, mit denen sie stechen und saugen können. Die Mehrzahl der Wanzen saugt an Pflanzen und ernährt sich von deren Säften, einige Arten leben blutsaugend (hämatophag) auf Tieren, wie Vögeln oder Fledermäusen, und ernähren sich von deren Blut. Einige wenige Arten, z.B. die Bettwanze, ernähren sich von Menschenblut.
Räuberisch lebende Arten
Unser Hauptaugenmerk soll aber auf den Raubwanzen liegen. Ihrem deutschen Namen entsprechend leben sie räuberisch und ernähren sich von Insekten aller Art, aber auch von Spinnentieren, wie z.B. Spinnmilben.
Raubwanzen zählen im Haus- und Kleingarten zu den Nützlingen. Die Tiere jagen aktiv nach ihrer Beute oder warten geduldig auf Blüten oder Blättern, bis sich ein Insekt niederlässt. Mit ihrem kräftigen Stechrüssel dringen sie in den Körper des Opfers ein, sondern ein Speichelsekret ab, welches die Tiere lähmt oder tötet, und saugen sie aus.
Räuberisch lebende Wanzen finden wir in den Familien der Blumen-, Weich- und Sichelwanzen. Blumenwanzen halten sich auf Bäumen und Sträuchern auf. Sie ernähren sich hauptsächlich von Blattläusen und Spinnmilben. Bis zu 200 Blattläuse oder 500–600 Spinnmilben benötigt eine Blumenwanze für ihre ca. dreiwöchige Larvalentwicklung.
Die Tiere sind je nach Art nur 3–5 mm groß. Wir brauchen also schon gute Augen, um die dunkel gefärbten Insekten zu erkennen. Bestimmte Arten von Blumenwanzen werden übrigens auch für den Einsatz gegen Blattläuse und Weiße Fliegen im Gewächshaus gezüchtet.
Deutlich größere Arten treten bei den Weichwanzen, auch als Blindwanzen bezeichnet, auf. In dieser sehr artenreichen Familie, in der es auch Pflanzenschädiger gibt, finden sich Arten, die bis zu 10 mm groß werden. Sie haben für Wanzen relativ schlanke Körper und auffallend lange Beine und Fühler. Der deutsche Name erklärt sich durch deutlich weichere Flügeldecken als bei anderen Wanzenarten. Räuberische Weichwanzen ernähren sich von Blattläusen, Käferlarven und Raupen.
Bei der ebenfalls artenreichen Familie der Sichelwanzen sind nur räuberische Arten zu finden. Sie ernähren sich von Insekten aller Art und anderen Gliederfüßern. Die 6–10 mm großen Tiere fallen durch einen sichelförmig gebogenen Stechrüssel auf. Sichelwanzen sind bedeutende Nützlinge im Gartenbau.
Foto: blickwinkel/McPHOTO
Harmlose Feuerwanzen
Abschließend noch einige Worte zu einer aufgrund ihrer Farbe und Musterung sehr auffälligen Wanzenart, der Gemeinen Feuerwanze. Hierzu kommen immer wieder Anfragen, wie man diese Tiere bekämpfen kann. Feuerwanzen sind aber nicht den Schädlingen zuzuordnen. Die 9–12 mm großen Tiere mit einer roten Grundfarbe und einem auffallenden Muster aus schwarzen Dreiecken und Punkten sind harmlose Pflanzensauger.
An warmen, sonnigen Tagen finden wir sie gesellig in großer Zahl am Boden in der Nähe von Linden, Kastanien, Akazien, Hibiskus oder Malven, deren herabgefallene Samen sie aussaugen. Auch andere tote Insekten, sogar die derselben Art, werden ausgesaugt. Es gibt keinen Grund, diese Insekten zu vernichten.
Klaus-Dieter Kerpa
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