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Nützlinge im Porträt: Spinnen
Spinnen: „Ungeliebte“ Helfer im Garten
Foto: blickwinkel/F.Hecker
„Papa, Hilfe! Komm schnell, in meinem Zimmer ist eine Spinne. Mach die weg!“ Oft habe ich das von unseren damals noch kleinen Töchtern hören müssen. Eine Spinne war scheinbar etwas ganz Fürchterliches, und es dauerte sehr lange, bis ich den Kindern vermitteln konnte, dass Spinnen harmlose Tiere sind und überhaupt keine Veranlassung haben, kleinen Mädchen etwas zuleide zu tun.
Auch viele Erwachsene stehen Spinnen mit einem Gemisch von Abscheu, Ekel und Angst oder zumindest mit großer Unsicherheit gegenüber. Und leider gibt es immer noch viele Menschen, die Spinnen erschlagen. Die Ursachen hierfür sind rational oft nur schwer erklärbar.
Harmloser Räuber mit ausgeprägtem Fluchtinstinkt
Obwohl alle Spinnen ihre Beute mit Gift töten, sind die meisten unserer heimischen Arten für Menschen harmlos. Sie können mit ihren Kiefernklauen die menschliche Haut gar nicht durchdringen. Lediglich die in südlichen Regionen vorkommende Ammen-Dornfingerspinne, eine recht seltene Art, und die Wasserspinne können mit ihrem Biss Rötungen und Entzündungen, vergleichbar mit einem Wespenstich, hervorrufen.
Spinnen sind aber „Fluchttiere“, die viel mehr Angst vor uns Menschen haben als wir vor ihnen. Bei Gefahr stellen sie sich tot. Völlig ruhig sitzen sie die meiste Zeit in irgendeinem Versteck und beobachten ihre Umwelt. Es sind überaus interessante Tiere, und es lohnt sich, sich näher mit ihnen zu beschäftigen.
Für jeden Gartenbesitzer sind Spinnen zudem wichtig, denn sie ernähren sich ausschließlich von anderen Tieren. Fliegen, Mücken, geflügelte Blattläuse und andere kleine Insekten stehen auf ihrem Speiseplan. Spinnen sind also durchweg als nützlich anzusehen, auch wenn sie mit ihrer Beute das eine oder andere (nach unseren Gesichtspunkten) ebenfalls nützliche Tier mit vertilgen.
Spinnen (Araneae) zählen wie die Insekten zum Stamm der Gliederfüßer und gehören z.B. mit Milben, Weberknechten, Zecken und Skorpionen zur Klasse der Spinnentiere. Hier soll allerdings nur auf die Echten Spinnen, auch Webspinnen genannt, eingegangen werden. Der Einfachheit halber bleiben wir jedoch bei der allgemeinen Bezeichnung Spinnen.
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Seite 3: Das riskante Liebesleben der Spinnenmännchen
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Foto: Blickwinkel/W. Holzenbecher
Spinnen: Acht Beine zum Laufen, Hören und Riechen
Aufgrund ihres Körperbaus sind Spinnen gut von anderen Gliederfüßern zu unterscheiden. Kopf und Brust sind bei allen Spinnenarten zu einem sogenannten Kopfbruststück zusammengewachsen. Dieser Vorderkörper ist durch eine sichtbare Einschnürung von dem unsegmentierten Hinterleib abgesetzt.
Am Vorderkörper sitzen zwei paar Mundwerkzeuge, die Kieferfühler und die Kiefertaster. Die Kieferfühler bestehen aus einem massiven Grundglied und aus einer dünneren Klaue. Diese Klauen sind die Fangwerkzeuge der Spinnen. Es sind dolchartig gebogene Instrumente, in deren Spitze die Giftdrüsen münden.
Die Kiefertaster sind Tastorgane, mit denen die Spinnen ihre nähere Umgebung erkunden. Beim Weibchen sind sie ähnlich wie Laufbeine gestaltet. Beim geschlechtsreifen Männchen ist ein Kiefertastorgan zum Begattungsorgan umgebildet.
Das wesentlichste Merkmal aller Spinnen aber sind ihre acht Beine, die zu vier Paaren alle am Vorderkörper angeordnet sind. Mit den Beinen können die Spinnen nicht nur laufen, sie dienen auch vielfältiger Sinneswahrnehmung, wie hören, fühlen, ja sogar „riechen“.
Die meisten Spinnen haben acht Augen, und trotzdem ist ihr Sehvermögen relativ schlecht. Sie können gerade hell und dunkel unterscheiden. Eine Ausnahme davon bilden die Springspinnen, sie haben ein ausgezeichnetes Sehvermögen.
Am Hinterleib der Spinnen sitzen die Spinndrüsen. Hiermit werden unterschiedliche Seiden produziert, die je nach Verwendungszweck zu verschieden starken Fäden versponnen werden. Intensiv genutzt wird die „Spinnerei“ eigentlich nur von den Weibchen, die damit Fangnetze und Kokons bauen.
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Foto: Blickwinkel
Das riskante Liebesleben der Spinnenmännchen
Das Liebesleben der Spinnen ist eine überaus spannende und für das Spinnenmännchen zudem risikoreiche Angelegenheit, denn Spinnenweibchen betrachten nun mal alles, was sich bewegt und nicht viel größer als sie selbst ist, als Beute- also auch die meist deutlich kleineren Spinnenmännchen.
Damit es zur Paarung kommt, muss das Männchen sehr vorsichtig vorgehen. Will es mitteilen, dass es nicht verspeist werden will, sondern auf Brautschau ist, probiert es verschiedene Taktiken aus. Immer auf Vorsicht und schnellen Rückzug bedacht führt es eine Art Tanz auf oder zupft am Netz des Weibchens. Mit einigem Glück enden seine Balzversuche erfolgreich, und es kommt zur Paarung. Diese dauert nur wenige Sekunden.
Unmittelbar nach der Paarung muss sich das Männchen schnell zurückziehen, weil bei dem Weibchen sofort wieder der Jagdtrieb erwacht. Da ist es besser, das Weite zu suchen. Manchmal kann es vorkommen, dass das Weibchen noch ein Bein als „Beute“ erwischt.
Nach der Begattung sterben die Männchen recht bald. Die Weibchen legen mehrere Hundert Eier in einem Kokon aus Spinnseide ab. Hier sind die Eier gut vor Feinden, Feuchtigkeit und Pilzbefall geschützt. Der Eikokon wird an Pflanzenteilen befestigt, einige Spinnenarten tragen ihn angeheftet an ihrem Körper mit sich herum.
Verlassen die geschlüpften Jungspinnen den Kokon, müssen sie sich einen sicheren Unterschlupf suchen und sind weitgehend auf sich alleine gestellt. Bei einigen Arten trägt Mutter Spinne ihre Jungen am Körper mit herum und versorgt sie noch einige Zeit mit Nahrung.
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Gartenkreuzspinne liebt Blattläuse und Fliegen
Foto: GNU Free Documentation License
Rund 800 Spinnenarten sind laut Literaturangaben bei uns heimisch, und es ist unmöglich (und auch nicht nötig), alle diese Arten zu kennen. Die bekannteste Spinnenart ist sicher die Gartenkreuzspinne (Aranea diadema) mit ihrer typisch kreuzförmigen Zeichnung auf dem Hinterleib. Diese ca. 15 mm große Spinne gehört zur Familie der Kreuzspinnen. Sie kommt häufig in unseren Gärten vor. Kopfüber sitzt sie im Netz oder lauert in einem Schlupfwinkel auf ihre Opfer. Unzählige geflügelte Blattläuse, Fliegen und andere kleine Insekten verfangen sich in ihrem Netz.
Der faszinierende Netzbau dieser Spinnenart ist sehr ausführlich erforscht. Die Spinnen benutzen dafür zwei verschiedene Fadensorten von 1-2 µm Dicke (1 µm = 1/1000 mm). Dabei werden für die Fangspirale Fäden verwendet, die mit Klebetröpfchen besetzt sind. Diese trocknen auf den Fangfäden relativ schnell aus, und die Klebrigkeit lässt nach. Aus diesem Grund werden die Netze täglich erneuert, wobei das alte Netz (bis auf den äußeren Rahmen) vorher gefressen wird und als Rohmaterial für das neue Netz dient.
Die wunderschönen, kunstvoll gefertigten Radnetze haben eine erstaunliche Stabilität und Reißfestigkeit. So muss ein Netz bei einem Gewicht von weniger als einem tausendstel Gramm immerhin die im Spätsommer bis zu einem halben Gramm schweren Weibchen und dazu noch Beutetiere tragen können.
Foto: GNU Free Documentation License/Soebe
Ebenfalls zur Familie der Kreuzspinnen gehört die nur 5-7 mm große Kürbisspinne, die ihre Netze waagerecht über Blattmulden anlegt. Ihr Hinterleib ist im Frühjahr auffällig glänzend grünlich gefärbt und nimmt im Herbst eine rötlichbraune Färbung an. Dadurch ist die kleine Spinne im Blattwerk gut getarnt. Auffällig sind auch die mit langen Haaren versehenen Beine.
Die ebenfalls sehr kleine Kugelspinne, die ihrem Namen entsprechend einen kugelförmigen, hochgewölbten Körper mit einer auffälligen Zeichnung aufweist, baut haubenartige Netze und fängt damit unzählige Blattläuse.
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Spinner, Läufer und Springer heißen wie sie jagen
Foto: www.naturspektrum.de/Holger Gröschl
Viele Spinnenarten bauen keine Netze. Sie benutzen andere ausgeklügelte Jagdtechniken, so z.B. die in Gärten häufig anzutreffende Sackspinne. Die 5-10 mm großen Tiere sind nachtaktiv und halten sich in sackähnlichen Wohngespinsten auf, die sie unter lockerer Baumrinde oder ähnlichen Verstecken anlegen und mit „Signalfäden“ umgeben. Hier lauern sie auf ihre Beute und packen blitzschnell zu, sobald Beutetiere diese Fäden berühren.
Die etwa gleich großen Krabbenspinnen haben ihren Namen daher, dass sie ähnlich wie Krabben seitlich und rückwärts laufen können. Sie sitzen auf Blättern, Blüten und Zweigen und warten bis ein Insekt in ihre Nähe kommt, um es dann zu erwischen. Einige Arten sind sogar in der Lage, ihre Körperfarbe zu verändern und z.B. der Blütenfarbe anzupassen. Gut getarnt sitzen sie auf den Blüten und warten, geduldig, bis sich ein Insekt zur Nektaraufnahme niederlässt, um dann mit ihren Giftklauen zuzuschlagen.
Auch Laufspinnen bauen keine Netze. Diese flinken Tiere jagen ihren Beutetieren hinterher. Sie halten sich auf Bäumen und Sträuchern aber auch in der bodennahen Krautschicht auf.
Springspinnen (Hüpfspinnen) schleichen sich geschickt wie Katzen an ihre Beutetiere an. Das Opfer wird im Sprung erjagt. Dabei sichern sie sich wie ein Bungee-Springer mit einem Sicherheitsfaden, der an einem Blatt, Ast o. Ä. befestigt ist, vor Fehlsprüngen.
Spinnen schützen und fördern
Spinnen zu fördern, ist einfach, denn wir brauchen ihnen keine aufwendigen Nisthilfen anzubieten. Was sie am meisten brauchen, ist Ruhe zum Jagen und Beobachten. Naturnahe Gärten mit ein wenig „Wildnis“, vielleicht noch eine begrünte Wand, eine Buschgruppe, ein kleiner Steinhaufen und ein Totholzhaufen sind einfach anzulegen. Die Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln muss möglichst unterbleiben.
Im Übrigen ist weniger mehr! So sollten Sie im Herbst und über den Winter höhere Stauden und vertrocknete Gräser für den Bau der Fangnetze stehen lassen. Also nicht gleich alles Verblühte abschneiden, sondern ein bisschen „Unordnung“ zulassen!
Klaus-Dieter Kerpa
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