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Ist die Austriebsspritzung sinnvoll?
Im zeitigen Frühjahr treiben zuerst die Johannis- und Stachelbeeren aus, die meist schon im März blühen. Bei Kern- und Steinobst beginnen bei milder Witterung die Knospen zu schwellen, und im Laufe des Monats können sich die Knospen der Obstbäume bei entsprechenden Temperaturen schon ein wenig entfalten.
Der Obstbauer spricht dann beim Kernobst vom „Knospenschwellen", der „Grünen Spitze" oder dem „Mausohrstadium". Vor allem mit dem „Mausohrstadium" verbinden viele Gärtner einen der klassischen Spritztermine – die Austriebsspritzung.
Früher, das ist aber schon einige Jahrzehnte her, gab es die so genannte Winterspritzung. Diese klassische Winterbehandlung sollte überwinternde Schädlinge erfassen. Die eingesetzten Mittel, z.B. „Obstbaumkarbolineum", waren sehr aggressiv und verätzten alle grünen Pflanzenteile.
An die Stelle dieser Winterbehandlung ist dann in der Mitte des letzten Jahrhunderts die Austriebsspritzung gerückt, die sich ebenfalls gegen überwinternde Schädlinge richtet. Das bekannteste Präparat für diese Behandlung war „Folidolöl", ein hochgiftiges Präparat, das schon seit längerem nicht mehr angewandt werden darf.
Seit vielen Jahren gibt es im Handel nur noch Austriebsspritzmittel, die als Wirkstoff Paraffinöl oder Rapsöl enthalten. Bekannte Präparate sind beispielsweise „Promanal" (Neudorff), „Para Sommer" (Stähler), „Oliocin" (Bayer) oder „Schädlingsfrei Naturen" (Scotts Celaflor).
Leider wirken diese Austriebsspritzmittel nur gegen überwinternde Stadien von Spinnmilben und Schildläusen. Apfel- oder Pflaumenwickler, Kirschfruchtfliegen und Gespinstmotten werden nicht bekämpft, da diese Schädlinge im zeitigen Frühjahr noch gut geschützt ihre Winterruhe verbringen. Der Apfelwickler versteckt sich als Larve noch unter Borkenschuppen oder in anderen Schlupfwinkeln in der Nähe der Bäume. Die Kirschfruchtfliege ruht im Erdboden und schlüpft erst viel später. Krankheitserreger wie Schorf, Birnengitterrost oder die Monilia-Spitzendürre werden von den Austriebsspritzmitteln gar nicht erfasst.
Erfahrungsgemäß spielen Spinnmilben und Schildläuse an Obstgehölzen eine untergeordnete Rolle. Auch an Ziergehölzen sind es in erster Linie pilzliche Krankheitserreger, Blattläuse und verschiedene Raupen, die ernst zu nehmende Schäden verursachen.
Aufgrund des geringen Wirkungsspektrums (nur Spinnmilben und Schildläuse) sollten Sie im Garten nur in Ausnahmefällen eine Austriebsspritzung durchführen. Am besten dafür geeignet ist das Mittel „Schädlingsfrei Naturen" mit dem natürlichen Wirkstoff Rapsöl. Es ist das einzige Präparat, das auch bei Kern- und Steinobst die Zulassung für den Einsatz im Haus- und Kleingarten hat. Außerdem kann das Mittel auch zu späteren Terminen bei verschiedenen Kulturen zur Blattlausbekämpfung eingesetzt werden.
Christoph Hoyer
Bitte beachten Sie vor der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln die aktuelle Zulassungssituation.