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Naturnahes Gärtnern: Pflanzenschutz ohne Chemie

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Ausbringen von NematodenFoto: Die Grüne Kamera Das Ausbringen von Nematoden ist nicht schwieriger als Blumen zu gießen. Sie müssen vorher nur in Wasser aufgelöst werden.

Verzichten Sie möglichst auf den Ein­satz chemischer Pflanzen­schutz­mittel im Garten. Denn mit jedem gespritzten Obst oder Gemüse, das wir essen, nehmen wir unweigerlich auch eine geringe Konzentration an Pflanzenschutzmitteln in uns auf. Wir Garten­freunde können darauf achten, dass wir Obst und Gemüse mög­lichst umweltschonend anbauen. Der Einsatz von biologischen Mitteln und biotechnischen Maßnahmen ist daher immer dem Einsatz chemischer Mittel vorzuziehen.


Biologische Mittel

Wenn der Befall mit Schädlingen doch einmal zu groß wird und das Absammeln der Tiere von Hand wenig erfolgreich erscheint, greifen Sie zuerst auf biologische Mittel zurück. Ein gutes Beispiel ist das Mittel Raupenfrei „Xentari“ mit dem Wirkstoff Bacillus thuringiensis subspec. Dizawai. Es lässt sich zur Bekämpfung von Raupen an Gemüse-, Obst- und Zierpflanzen einsetzen. Dabei handelt es sich um nützliche Bakterien, die die Raupen befallen und innerhalb kürzester Zeit abtöten. Auch Neem-Produkte, deren Wirkstoff vom Neembaum stammt, können im naturnahen Garten eingesetzt werden.


Biotechnische Maßnahmen

Mit biotechnischen Verfahren beim Obst­anbau werden gezielt bestimmte Schädlinge bekämpft. Obstmaden-Fanggürtel können z.B. den Madenbefall bei Äpfeln, Birnen, Pflaumen und Zwetschen verringern. Die Fanggürtel bestehen aus wit­terungsbeständiger Wellpappe, die 20–40 cm über dem Boden am Baumstamm befestigt wird. Maden, die auf der Suche nach einer Überwinterungs­mög­lich­keit den Stamm hochkriechen, verstecken sich in der Pappe und können regelmäßig herausgesammelt werden. Der Zeitraum für diese Anwendung reicht von Juni bis September.

Gegen den Frostspanner ist der Einsatz von Leimringen ab Anfang September möglich. Kon­trol­lie­ren Sie die Leimringe während des Winters regelmäßig auf festen Sitz und Funk­ti­ons­fä­hig­keit. Ver­schmutzte oder eingetrocknete Leimringe müssen Sie erneuern. Mit Beginn des Früh­jahrs werden sie von den Bäumen entfernt, da sie dann ihren Zweck erfüllt haben und stattdessen viele Nützlinge auf ihnen kleben bleiben.

Auch indem Sie regelmäßig Fallobst ent­fernen, können Sie einem neuen Befall mit Schädlingen entgegenwirken. Der Einsatz von Pheromonfallen gegen den Apfelwickler ist nur dann sinnvoll und effektiv, wenn auch Ihre Nachbarn damit arbeiten, weil nur dann genügend Tiere weggefangen werden.


Nützlinge aus dem Handel

Weil der Garten ein „offenes“ System ist und Nützlinge sich schnell verteilen, ist ein effektiver Einsatz von Nützlingen aus dem Handel leider nur in geringem Maß möglich. Gut funktioniert die Anwendung von Nematoden gegen Dickmaulrüssler an Zierpflanzen und gegen Engerlinge im Rasen. Wichtig: Nematoden sollten nur bei einer Bodentemperatur von mindestens 12 °C ausgebracht werden, und der Boden muss ausreichend feucht sein.

Das Gewächshaus ist ein geschlossenes System, hier ist der Einsatz von Nützlingen aus dem Handel besser möglich, wie z.B. von Raubmilben gegen Spinnmilben. Eine Übersicht, welcher Nützling sich gegen welchen Schädling einsetzen lässt, finden Sie unter www.gartenfreunde.de/nuetzlinge_handel
 

Überdachung schützt die TomatenpflanzenFoto: Wachtmann Eine Überdachung schützt die Tomaten­pflan­zen vor zu viel Feuchtigkeit auf den Blättern und beugt so der Kraut- und Braunfäule vor.

Vorbeugende Maß­nah­men

Durch gezielte Schnitt­ar­bei­ten lassen sich Schädlinge ebenfalls bekämpfen. Wenn Sie beim Sommerschnitt die Jungtriebe von Süßkirschen entfernen, können Sie den Befall mit schwarzen Blatt­läusen dezimieren und den Baum gleichzeitig aus­lich­ten.

Bei den winterlichen Schnitt­arbeiten an Obstgehölzen kann der überwinternde Mehltau-Pilz mit vernichtet werden. Bei allen pilzlichen Erkrankungen im Garten sollten Sie befallene Pflanzenteile entfernen und sie über den Hausmüll entsorgen.

Schaffen Sie außerdem für die Pflanzen optimale Be­din­gungen. Dazu zählt auch, Pflanzen gegen zu lang anhaftende Feuchtigkeit auf den Blättern zu schützen. Als Beispiel ist hier die Kraut- und Braunfäule an To­ma­ten zu nennen: Eine einfache Überdachung kann gegen die Krankheit vorbeugen. Pflanzenschutznetze helfen zudem, Möhren-, Kohl- und Zwiebelfliegen vom Beet fernzuhalten.

Auch die richtige Standortwahl, eine sinnvolle Frucht­folge, gesun­des Saatgut sowie eine optimale Düngung und Bewässerung sind wichtig. Diese und viele weitere Maßnahmen lassen sich gezielt im Kleingarten anwenden, um den chemischen Pflanzenschutz auf das geringste Maß zu reduzieren.

Sven Wachtmann
Landesfachberater beim Landesverband
Berlin der Gartenfreunde

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