- Pflanzenschutz
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Pflanzenstärkungsmittel
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Was tun, wenn die Pflanzen im Garten nicht richtig wachsen? Kann man ihr Wachstum fördern und sie gegenüber Umwelteinflüssen stärken? Eine Möglichkeit ist der Einsatz von Produkten zur Pflanzenstärkung. Sie sollen die Pflanzen gegenüber Stress, etwa durch Hitze, Kälte, Trockenheit oder Vernässung, widerstandsfähiger machen. Das tun sie, indem sie die Nährstoffaufnahme verbessern, Nährstoffe im Boden verfügbar machen oder der Pflanze Stoffe zur Verfügung stellen, die diese zum Wachstum benötigt.
Die in den Produkten enthaltenen Substanzen werden von den Pflanzen aufgenommen, andere verbleiben auf den Pflanzen, in der sogenannten Phyllosphäre bzw. im Wurzelraum (Rhizosphäre), und entfalten dort ihre Wirkung im direkten Kontakt zur Pflanze. Durch Abgabe bestimmter Stoffe ist die Pflanze in der Lage, das Mikrobiom (Gesellschaft der Mikroorganismen im Wurzelraum oder auf den Blättern) zu beeinflussen. Sie „entscheidet“ so, welche Stoffe sie aufnehmen will bzw. welche sie in der Rhizosphäre oder Phyllosphäre duldet.
Vielfalt der Stoffe
Foto: ExQuisine/Adobe Stock Produkte zur Pflanzenstärkung werden aus verschiedenen Grundsubstanzen gewonnen, z.B. aus Algen oder Kräutern, oder es handelt sich um natürliche Stoffe, die in konzentrierter Form in einem Produkt vermarktet werden. Die Inhaltstoffe und somit die Wirkungsweise sind in der Regel auf den Verpackungen vermerkt.
Algenextrakte werden aus vielen verschiedenen Algenarten gewonnen. Die meisten für die Pflanzenstärkung verwendeten Algen sind jedoch Braunalgen. Algen enthalten viele Phytohormone, die wichtige Entwicklungsschritte wie Keimung der Samen, Wurzelwachstum, Sprossentwicklung oder Blütenbildung in den Pflanzen fördern können. Außerdem sollen sie Pflanzen gegenüber Stress toleranter und gegenüber Krankheiten widerstandsfähiger machen.
Auch Pflanzenextrakte, die aus Heilkräutern gewonnen werden, enthalten viele Phytohormone, die je nach verwendetem Kraut variieren können. So soll Baldrian die Blütenentwicklung fördern, während Borretsch die Pflanzen gegenüber Stress toleranter macht und Löwenzahn die Fruchtqualität verbessern soll.
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Aminosäuren und Peptide nehmen auf viele Entwicklungsprozesse der Pflanzen Einfluss. Sie spielen eine Rolle beim Transport und der Speicherung von Nährstoffen und der Regulierung des Wasserhaushaltes in den Pflanzen, sodass diese toleranter gegenüber Trockenheit sein sollen.
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Viele Produkte zur Pflanzenstärkung enthalten Mikroorganismen, die Nährstoffe für die Pflanzen zur Verfügung stellen oder die Aufnahme von Nährstoffen verbessern. Knöllchenbakterien oder Rhizobien gehen z.B. mit Pflanzen aus der Familie der Hülsenfrüchte eine Symbiose ein und können Stickstoff aus der Atmosphäre aufnehmen und für die Pflanzen verfügbar machen. Eine ähnliche Aufgabe übernehmen Bakterien wie Azotobacter und Azospirillium.
Mykorrhizapilze gehen ebenfalls eine Symbiose mit Pflanzen ein und versorgen diese mit Phosphat, Nitrat und Wasser. Im Gegenzug erhalten sie von den Pflanzen Stoffe, die sie wiederum für ihre Entwicklung benötigen.
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Auch andere Mikroorganismen werden zur Pflanzenstärkung verwendet, wie verschiedene Bakterien-Arten oder Trichoderma-Pilze, die im Wurzelraum der Pflanze leben. Diese Mikroorganismen können andere, auch pflanzenschädigende Mikroorganismen verdrängen und so die Gesundheit der Pflanzen unterstützen.
Einen direkten Einfluss auf die Qualität des Bodens haben Humin- und Fulvosäuren. Sie können den pH-Wert des Bodens beeinflussen und fördern das Bodenleben. Durch die Änderung der chemisch-physikalischen Eigenschaften von Nährstoffen im Boden werden vor allem Mikronährstoffe länger in der Bodenlösung gehalten, sodass die Pflanzen sie besser aufnehmen können.
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Von Natur aus wirksam?
Die Wirksamkeit der Produkte wird von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Zum einen hängt sie von den Bodeneigenschaften und Klimabedingungen wie Licht, Temperatur und Feuchte ab, zum anderen spielt die Kultur, die Sorte, aber auch das Entwicklungsstadium der Kulturen eine Rolle.
Pflanzenarten und -sorten reagieren unterschiedlich auf die verschiedenen vorgestellten Stoffe, zum Teil auch abhängig vom Entwicklungsstadium. Meist sind Jungpflanzen leichter zu beeinflussen als Pflanzen, die ihr Wachstum schon abgeschlossen haben.
Zudem kommt es natürlich auf die Zusammensetzung, chemischen Eigenschaften und die Aufwandmenge des Produktes an, ob eine Wirkung erzielt werden kann oder ob es sogar zu negativen Effekten bei der Ausbringung der Produkte kommt.
Produktgruppen
Bodenhilfsstoffe sowie auch Pflanzenhilfsmittel sind im deutschen Düngerecht geregelt und sollen positive Effekte auf die Bodeneigenschaften und die Pflanzen haben.
Pflanzenstärkungsmittel sind im Pflanzenschutzgesetz reguliert und fördern generell die Gesundheit der Pflanzen und den Schutz vor nichtparasitärer Schädigung. Sie werden bei der Bundesanstalt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) auf ihre Inhaltsstoffe geprüft und als Pflanzenstärkungsmittel gelistet.
Biostimulanzien gehören der neuesten Produktkategorie an. Sie sind seit 2022 im EU-Düngerecht verankert und die am stärksten regulierte Gruppe der Produkte zur Pflanzenstärkung. Im Gegensatz zu den anderen Gruppen werden sie einer genauen Prüfung hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe (für Natur und Mensch ungefährlich, keine direkte Wirkung auf Schaderreger) und ihrer Wirksamkeit unterzogen. Sie sollen ausschließlich die Ernährungsprozesse der Pflanzen anregen. Die Prüfung erfolgt durch eine unabhängige Kontrollstelle. Ist das Ergebnis positiv, bekommt das Produkt eine CE-Zertifizierung und darf als Biostimulanz vermarktet werden. Zu erkennen ist diese Gruppe durch das europäische CE-Zeichen auf der Verpackung.
Eine generelle Empfehlung zum Einsatz von Produkten zur Pflanzenstärkung kann nicht ausgesprochen werden, da ein möglicher Nutzen von den Gegebenheiten vor Ort abhängt, die sehr stark variieren können.
Produkte zur Pflanzenstärkung werden zurzeit auf dem Markt sehr stark beworben. Man sollte aber keine Wunder von ihnen erwarten. Sie können, wenn überhaupt, nur kurzfristig und in sehr geringem Umfang eine Wirkung auf Boden und Pflanze haben, die natürliche Umgebung wird durch ihren Einsatz nicht langfristig verändert.
Elisabeth Götte
Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen