- Pflanzenschutz
- Tipps zum Pflanzenschutz
Pflanzenstärkungsmittel selbst gemacht
Foto: Flora Press/BIOSPHOTO/Jean-Michel Groult
Diesen Satz dürfte wohl jeder biologisch gärtnernde Gartenfreund kennen: „Pflanzensäfte geben Pflanzen Kräfte“. Denn gerade im naturverträglichen ökologischen Pflanzenschutz haben vorbeugende Maßnahmen eine große Bedeutung. In der Natur und im Garten finden Sie zahlreiche Helfer, mit denen Sie Ihre Pflanzen stärken und Krankheiten vorbeugen können.
Doch aufgepasst! In vielen Ratgebern stehen Rezepte zur Herstellung von Brühen, Tees und Jauchen, die der Bekämpfung von Schädlingen dienen. Und auch wenn sich diese bereits im Öko-Landbau bewährt haben, sind sie streng genommen als Pflanzenschutzmittel anzusehen. Sie selbst sollten daher nur Mittel zubereiten, die nicht gezielt zur Tötung von Schädlingen eingesetzt werden.
Frisch oder getrocknet
Verwenden können Sie entweder Pflanzen aus Wildsammlung, außer sie stehen an einer vielbefahrenen Straße, oder Kräuter aus eigenem Anbau. Bitte schauen Sie sich dafür vorab jedoch die Regelungen für Wildkräuter in Ihrer Gartenordung an. Dass Sie keine kranken Pflanzen verwenden, sollte selbstverständlich sein. Aber sammeln Sie besser auch keine bereits samenden Exemplare, da sonst die Spontanvegetation von Wildkräutern in Ihrem Garten droht.
Nutzen Sie nach Möglichkeit bevorzugt frisches Pflanzenmaterial, da bei Trocknung und längerer Lagerung die Wirksamkeit etwas nachlassen kann. Allerdings sind einige Pflanzen nicht immer frisch verfügbar. Den Ackerschachtelhalm sollten Sie z.B. im Sommer ernten und trocknen, da er meistens im Frühjahr zum Einsatz kommt. Falls Sie den Aufwand scheuen, können Sie auch im Handel die entsprechenden Pulver und Konzentrate bekommen.
Foto: Flora Press/Otmar Diez
Die richtige Zubereitung
Die Zubereitung ist relativ einfach, unterscheidet sich allerdings je nach Endprodukt (siehe Tabelle). Achten Sie beim Ansetzen der Jauche auf ein passendes Gefäß. Hier haben sich Fässer aus Holz oder Kunststoff sowie Steingutgefäße bewährt. Behälter aus Metall kommen wegen der Korrosion nicht infrage.
Foto: Flora Press/Helga Noack
Wenn Sie kein Freund von genauem Abmessen nach Grundrezeptur sind, gilt für das Füllen folgende Faustformel: Füllen Sie das Gefäß zu Zweidrittel mit frischem, zerkleinertem Pflanzenmaterial und gießen Sie anschließend mit Regenwasser bis eine Handbreit unterm Rand auf. Falls Sie nicht ausreichend Regenwasser zur Verfügung haben, können Sie auch abgestandenes Brunnenwasser verwenden. Fügen Sie zum Schluss noch eine Handvoll Gesteinsmehl bei, das beugt unliebsamen Gerüchen vor, und rühren Sie alles kräftig um.
Ein aufgelegtes Drahtgitter schützt Tiere vor dem Ertrinken. Alternativ können Sie auch einen rauen Ast hineinstellen oder ein Schwimmbrettchen verwenden. Keinesfalls dürfen Sie das Behältnis luftdicht verschließen, da Sauerstoff für den Zersetzungsprozess benötigt wird. Der Standort sollte zur schnelleren Gärung zudem direkt in der Sonne sein. Seihen Sie vor dem Ausbringen alle Zubereitungen sorgfältig mit einem Feinsieb oder Filtertuch ab, damit Düsen und Gießköpfe nicht verstopfen. Die Gärungsrückstände sind wertvolles Mulch- oder Kompostierungsmaterial. So können Sie die kostenlose Kraft der Natur zum Wohle Ihrer Pflanzen nutzen!
Grundrezepturen |
Herstellung |
Anwendung |
---|---|---|
Kaltwasserauszug | Kräuter zerkleinern und 24 h einweichen lassen, anschließend absieben | unverdünnt oder 1:1 |
Brühe | Material einweichen (häufig 24 h), 30 min. kochen und nach dem Abkühlen absieben | 1:5 bis 1:20 |
Tee | Kräuter mit kochendem Wasser übergießen, 15 min. mit Deckel ziehen lassen und nach dem Abkühlen absieben | unverdünnt bis 1:20 |
Jauche | Pflanzen zerkleinern und mit Wasser auffüllen, 7–14 Tage (je nach Temperatur) unter täglichem Umrühren stehen lassen, bis sie nicht mehr schäumt, anschließend absieben | an der Wurzel 1:10, auf dem Blatt 1:50 |
Alkoholtinktur | Frisches Kraut und Alkohol (mind. 40 Vol. %) im Verhältnis 1:10 im durchsichtigen Glas ansetzen und 4 Wochen in die Sonne stellen, dann absieben, kühl und lichtgeschützt aufbewahren | unverdünnt |
Rezepte:
Brennnesseljauche Foto: olympus 05/Adobe Stock
Zubereitung: Nach Grundrezept, 1 kg frische oder 200 g getrocknete Blätter auf 10 l Wasser.
Verwendung: Zur Stärkung und Kräftigung der Pflanzen in einer 1:10 Verdünnung an die Wurzel gießen, als nicht lang vorhaltende Schnellmaßnahme in einer 1:50 Verdünnung (bei bedecktem Himmel) auf die Blätter sprühen.
Inhaltsstoffe: Wichtige Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor, Calcium, Eisen, Magnesium sowie verschiedene Säuren, Vitamine und Enzyme
Eberrauten-Alkoholtinktur
Zubereitung: Nach Grundrezept.
Verwendung: Zur Geruchsirritierung von Insekten, insbesondere von Kohlweißling. Tinktur regelmäßig auf flatternde Stofftücher (rings um das Beet verteilt) träufeln.
Inhaltsstoffe: Reich an ätherischen Ölen (vor allem Cineol und Thujon) sowie Bitterstoffen
Magermilch
Zubereitung: Rohmilch oder Molke 1:1 mit Wasser verdünnen.
Verwendung: Zur Stärkung und Vorbeugung gegen Blattkrankheiten an Tomaten. Die ganze Pflanze einmal pro Woche mit der Lösung benetzen.
Ackerschachtelhalmbrühe Foto: emuck/Adobe Stock
Zubereitung: 100 g getrocknetes Kraut über 24 Stunden in 5 l kaltem Wasser einweichen, danach 30 Minuten kochen.
Verwendung: In einer 1:5 Verdünnung als Knospen-, Blatt- oder Bodenspritzung mit einem Drucksprühgerät ausbringen. Zur Kräftigung des Pflanzengewebes und zur Vorbeugung gegen Pilzkrankheiten, insbesondere im Frühjahr. Am besten bei sonnigem Wetter ausbringen, da bei Regen Auswaschungsgefahr besteht.
Inhaltsstoffe: Reich an Kieselsäure, Flavonoiden und Kalium sowie Mineralstoffen und weiteren Spurenelementen
Meerrettichtee
Zubereitung: Konzentrierten Tee aus einem Teil getrockneten Blättern und zwei Teilen Wasser nach Grundrezept herstellen.
Verwendung: Zur Stärkung und Vorbeugung gegen Monilia-Fruchtfäule und -Spitzendürre (vor allem bei Sauerkirschen). Im Frühjahr 1:5 verdünnt als Baum- und Blütenspritzung aufbringen.
Inhaltsstoffe: Ätherische Öle sowie Kalium- und Schwefelverbindungen
Beinwelljauche Foto: vencar/Adobe Stock
Zubereitung: Nach Grundrezept, 1 kg frische oder 200 g getrocknete Blätter auf 10 l Wasser. Achtung: Jauche wird nach zwei bis drei Tagen schleimig!
Verwendung: 1:10 verdünnt an die Wurzeln gießen. Gut für starkzehrende Pflanzen wie Tomaten, Kohl und Sellerie. Fördert die Frucht- und Knollenbildung. Kann gut mit Brennnesseljauche gemischt werden.
Inhaltsstoffe: Viel Stickstoff und Kali, Gerb- und Schleimstoffe, Alkaloide und Mineralstoffe
Weidenwasser
Zubereitung: Eine 1 m lange, frische Weidenrute schälen und die Rinde in 2 l kaltem Wasser über 24 h ziehen lassen.
Verwendung: Kann zwei Wochen lang pur als Gießwasser für Jungpflanzen und in der Stecklingsvermehrung eingesetzt werden. Regt die Wurzelbildung an und beugt Bakterienbefall vor.
Inhaltsstoffe: Auxine (Wachstumshormone) und Acetylsalicylsäure (Asperin)
Foto: Robert Biedermann/Adobe Stock
Kamillen-Tee
Zubereitung: Aus den getrockneten Blüten der Echten Kamille einen Tee nach Grundrezept herstellen.
Verwendung: Unverdünnt als Samenbeize zur Vorbeugung von Fäulnis (in nassen Jahren). Besonders für Kreuzblütler und Hülsenfrüchte geeignet. Die Samen 20–30 Minuten im Tee baden und anschl. im Schatten trocknen lassen. Die Aussaat muss dann binnen zwei Tagen erfolgen.
Inhaltsstoffe: Flavone, Azulen, Bitterstoffe und Cumarinderivate
Kohl-Jauche
Zubereitung: Aus frischen Blättern nach Grundrezept herstellen.
Verwendung: Bei vorhandener Kohlhernie unverdünnt in der Fläche ausbringen. Dieser dauerhafte Schleimpilz wird so aus den tieferen Schichten gelockt. Wirkt aber nur, wenn der Pilz anschl. keine Wirtspflanzen aus der Familie der Kreuzblütler findet. Kann außerdem in 1:5 Verdünnung zur Kräftigung von Jungpflanzen genutzt werden.
Inhaltsstoffe: Viele Spurenelemente und Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Schwefel, Eisen als auch Vitamine, organische Säuren und Bitterstoffe
Rhabarber-Jauche
Zubereitung: Aus frischen Blättern nach Grundrezept herstellen.
Verwendung: In 1:5 Verdünnung zur Bodenvorbereitung bei Kohlhernie-gefährdeten Pflanzen (besonders Kohlrabi und alle Kohlarten).
Inhaltsstoffe: Glykoside und Oxalsäure
Foto: Marina Lohrbach/Adobe Stock
Holunder-Jauche
Zubereitung: Aus frischen Blättern und Blüten nach Grundrezept herstellen.
Verwendung: Zur Vergrämung von Wühlmäusen die Jauche unverdünnt in die Laufgänge gießen und die Ausgänge danach schließen (Verdunstung).
Inhaltsstoffe: Verschiedene ätherische Öle
Carsten Siemering
Fachberater des Landesverbandes der Gartenfreunde Bremen