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Veredelte Gemüsejungpflanzen - lohnt die Investition?
Foto: Themenbild Schon seit vielen Jahren verkaufen Gärtnereien und Gartenmärkte veredelte Jungpflanzen von Salatgurken. Inzwischen werden außerdem veredelte Tomaten und Paprika angeboten. Diese Pflanzen sollen gegenüber Sämlingen vor allem zwei Vorteile bieten: höhere Erträge und geringere Anfälligkeiten gegenüber Krankheiten.
Die Veredelungstechnik für Gurken hat sich schon vor Jahrzehnten im Erwerbsgemüsebau entwickelt. Dort hatten sich durch den ständigen Anbau von Gurken und Tomaten in den Böden der Gewächshäuser bestimmte Schadorganismen stark vermehrt, sodass es regelmäßig zu Schädigungen der Wurzeln kam.
Durch Verwendung krankheits- und schädlingsresistenter Unterlagen, die das Wurzelsystem bilden, konnte man diesem Problem in einigen Fällen begegnen. So konnten bestimmte Fadenwürmer oder einige Wurzel- und Welkeerreger die Gurkenwurzeln nicht mehr befallen.
Als Veredelungsunterlage für Gurken dient der Feigenblattkürbis. Bei Tomaten und Paprika verwendet man bestimmte Sorten des jeweiligen Fruchtgemüses, die speziell als Veredelungsunterlagen gezüchtet wurden.
Neben Aspekten der Pflanzengesundheit sorgt die Veredelungsunterlage aber auch für ein kräftigeres Wachstum. Bei richtiger Pflege der Pflanzen kann das auch zu insgesamt höheren Erträgen führen, zumal veredeltes Fruchtgemüse eine höhere Toleranz gegenüber niedrigen Temperaturen aufweist.
Wer in der kommenden Gemüsesaison veredeltes Fruchtgemüse ausprobieren möchte, sollte allerdings folgende Punkte bedenken: Veredelte Jungpflanzen sind deutlich teurer als normal herangezogene. So ist bei Gurken mit Preisen von 4,– bis 6,– Euro pro Stück zu rechnen. Tomatenpflanzen sind in der Regel etwas günstiger.
Auch der Samenhandel bietet Veredelungssets für Gurke und Tomate an. Sie enthalten Samen für Edelsorte und Unterlage sowie die erforderlichen Materialien.
Für ein erfolgreiches Anwachsen der Veredelungsstelle sind hohe Luftfeuchte und Temperaturen um die 24 °C erforderlich. Auf der Fensterbank und auch im Kleingewächshaus sind diese Bedingungen im Spätwinter oder im zeitigen Frühjahr normalerweise nicht erreichbar. Folglich sind Misserfolge im Hobbybereich sehr häufig.
Das Hauptproblem an Gurke, der Befall mit Falschem Mehltau, lässt sich durch veredelte Jungpflanzen nicht lösen. Gleiches gilt für die Kraut- und Braunfäule der Tomate.
Auch Ertragssteigerungen, von denen immer wieder berichtet wird, sind bei selbst veredeltem Gemüse nur unter optimalen Kulturbedingungen und nach langer Kulturzeit erreichbar. Im Freiland sind Mehrerträge nicht zu erwarten und auch im Kleingewächshaus wird man nicht nennenswert mehr Gurken oder Tomaten ernten können.
Christoph Hoyer