- Tiere im Garten
Ein Garten für Fledermäuse
Massive Gefährdung
Der Bestand der Fledermäuse ist in Deutschland massiv bedroht. Alle 24 heimischen Arten stehen auf der „Roten Liste“ der vom Aussterben bedrohten Tierarten, sodass die Tiere leider immer seltener zu beobachten sind. Für den gravierenden Bestandsrückgang sind diverse Ursachen verantwortlich.
Hauptsächlich leiden die Tiere unter dem Verlust von Biotopen durch den massiven Wandel der Landschaft und zunehmenden Quartiermangel, also dem Fehlen von höhlen- und spaltenreichen Bäumen. Weitere Gründe für den Rückgang sind:
Foto: Neudorff
- Einsatz von Insektiziden und anderen Pflanzenschutzmitteln, in dessen Folge Nahrungsmangel und Vergiftung
- Verwendung von chemischen Holzschutzmitteln beim Dachausbau
- Störungen in den Quartieren und Erschöpfungstod
- Verfolgung und Tötung, Vandalismus in den Winterquartieren
- Tötung durch Straßenverkehr, Windkraftanlagen etc.
- Offene Gefäße wie Eimer, Kübel oder Regentonnen, aus denen die Tiere aufgrund des engen Durchmessers nicht wieder selbstständig abheben können. Sie sollten deswegen mit einem Deckel oder Fliegennetz verschlossen werden.
- Katzen oder Marder, dies gilt besonders für die an Bäumen hängenden Nistkästen
- Stacheldraht, klebrige Fliegenfallen oder gekippte Fenster, wobei hier die Gefährdung vor allem vom Umgang mit den verletzten Fundtieren ausgeht
Gärten für Fledermäuse
Foto: mauritius images/ imageBROKER/Ivan Kuzmin Die Bedeutung der Fledermäuse ist unbestritten. Wir alle können dem gravierenden Bestandsrückgang dieser wertvollen Insektenjäger mit geeigneten Maßnahmen in unseren Kleingartenanlagen entgegenwirken. Grundvoraussetzungen für den fledermausfreundlichen Garten sind in erster Linie:
- Verzicht auf Pflanzenschutzmittel
- Strukturreichtum durch Hecken, große und kleine Gehölze, Obstbäume, Pflanzenvielfalt, Wasserflächen, Totholz etc.
- Vielfalt an Futterpflanzen für Insekten
Gegen den Quartiermangel können Sie an Bäumen oder dem Gartenhaus Fledermauskästen (Foto oben) aufhängen. Die Höhe ist dabei nicht zwingend entscheidend, sollte zum Schutz vor potenziellen Räubern aber zwischen 3 und 5 m liegen. Vorzugsweise sollte der Kasten nach Süden zeigen, jedoch nicht der prallen Sonne (zu starke Erwärmung) ausgesetzt sein. Achten Sie auch darauf, dass der Anflug nicht durch Astwerk o.Ä. versperrt wird. Weitershin sollten Sie bei Sanierungsarbeiten z.B. an Ihrer Laube immer genügend Einschlupfmöglichkeiten, offene Spalten und Ritzen erhalten. Dabei gilt die Faustregel: Wo ein Daumen hineinpasst, ist auch Platz für eine Fledermaus.
Bei der Gartengestaltung und der Pflanzenauswahl sind Platzangebot und Standortfaktoren wie Bodenbeschaffenheit oder Klima unbedingt zu berücksichtigen. Eine kleine Schlehe bietet rund 150 Insektenarten einen geeigneten Lebensraum. Allein oder in Kombination mit Brennnesseln stellt die Schlehe somit eine der wichtigsten Nahrungspflanzen für heimische Schmetterlingssraupen dar.
Foto: mauritius images/imageBROKER/Malcolm Schuyl/FLPA
Unterstützen Sie Fledermäuse bei der Nahrungssuche, indem Sie geeignete Futterpflanzen für Insekten auswählen. Dabei kommt es aber nicht zwingend darauf an, nur Nachtblüher für Nachtfalter anzupflanzen, sondern auch Futterpflanzen der Larven und Raupen im Fokus zu haben.
In Ihrem Garten sollten Sie den Bestand an älteren Bäumen mit Rissen, morschen Stellen, Astlöchern und Höhlen erhalten. Wenn Sie ein Fledermausquartier entdecken, verhalten Sie sich zurückhaltend und vermeiden Sie Störungen.
Die Vielfalt der Pflanzenauswahl und der Gestaltungsmöglichkeiten zugunsten der Fledermäuse zeigt, dass Sie kaum Kompromisse mit den „eigenen“ gestalterischen Ideen eingehen müssen, um den eigenen Garten in einen fledermausfreundlichen Garten zu verwandeln. Die Tiere werden es Ihnen danken, indem sie im Sommer die Schadinsekten in Ihrem Garten dezimieren und Sie mit ihren akrobatischen Flugmanövern überraschen.
Ulrike Brockmann-Krabbe
Landesfachberaterin des Landesverbandes Westfalen und Lippe der Kleingärtner
Pflanzen für einen fledermausfreundlichen Garten
Foto: mauritius images/imageBROKER/Helmut Meyer zur CapellenSommerblumen/Stauden
- Bartblume (Caryopteris x clandonensis)
- Wegwarte (Cichorium intybus)
- Goldlack (Erysimum cheiri)
- Zitronen-Taglilie (Hemerocallis citrina)
- Gewöhnliche Nachtviole (Hesperis subsp. matronalis)
- Königs-Lilie (Lilium regale)
- Mondviole (Lunaria redivia, Foto)
- Garten-Levkoje (Matthiola incana)
- Gewöhnliche Katzenminze (Nepeta cataria)
- Gewöhnlich Nachtkerze (Oenothera biennis)
- Duftende Nachtkerze (Oenothera odorata)
- Stauden-Phlox (Phlox paniculata Hybr.)
- Garten-Reseda (Reseda odorata)
- Echtes Seifenkraut (Saponaria officinalis)
- Rote Lichtnelke (Silene dioica)
- Italienisches Leimkraut (Silene italica)
- Gewöhnliches Leimkraut (Silene vulgaris)
- Seidenpflanze (Asclepias)
- Steinquendel (Calamintha nepata)
- Wiesen-Flammenblume (Phlox maculata)
Kräuter
- Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
- Borretsch (Borago officinalis)
- Melisse (Melissa officinalis)
- Minze (Mentha)
- Wilder Majoran (Origanum vulgare)
- Echter Salbei (Salvia officinalis)
- Thymian (Thymus vulgaris)
- Ysop (Hyssopus officinalis)
Gehölze
- Kleines Immergrün (Vinca minor)
- Großes Immergrün (Vinca major)
- Liguster (Ligustrum vulgare)
- Jelängerjelieber (Lonicera caprifolium)
- Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum)
- Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum)
- Bibernell-Rose (Rosa spinosissima)
- Holunder (Sambucus nigra)
- Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus)
- Ovalblättriger Liguster (Ligustrum ovalifolium)
Noch Fragen oder schnelle Hilfe in Fledermausnotfällen gesucht?
Weitere Details zur Biologie und Ökologie oder zum fledermausfreundlichen Garten können Sie bei vielen fachkundigen Stellen finden.
www.deutschewildtierstiftung.de
Baunleitung Fledermauskasten:
https://www.nabu.de/downloads/praxistipps/fledermauskasten.pdf
Einen Buchtipp zum Thema finden Sie hier.