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Obst im Klimawandel
Sortenwandel im Profianbau
Foto: Rueß
Beispielhaft seien bei Apfel die Sorten ‘Gala’, ‘Braeburn’ und ‘Fuji’ genannt, die in warmen Klimaten gezüchtet wurden und insofern gut angepasst sind. Im Gegenzug verschwindet ‘Cox Orange’ aus dem Handelssortiment, weil diese Sorte neben anderen Nachteilen bei Sommertrockenheit zu Fruchtrissen und zur Ausbildung von zu kleinen Früchten neigt. Ebenso werden es Sorten, die empfindlich gegenüber Sonnenbrand sind, künftig schwer haben, sofern sie nicht unter Hagelnetzen angebaut werden, die auch die Strahlungsintensität mindern.
Foto: Rueß Dasselbe gilt auch für den Bereich der Unterlagen. Unterlagen mit schlechtem Wasseraufnahmevermögen sind bei Sommertrockenheit und Hitze problematisch. Hierzu gehören nahezu alle schwachwachsenden Unterlagen, die man aufgrund ihrer kleineren Kronenform im Erwerbsanbau bevorzugt. In südlicheren und damit wärmeren Ländern Europas sind üblicherweise stärker wachsende Unterlagen im Anbau zu finden als im Norden.
Schaderreger profitieren
Warme Klimate begünstigen das Auftreten von tierischen Schaderregern. „Alteingesessene“ Schaderreger reagieren mit der Ausbildung mehrerer Generationen, wie z.B. der Apfelwickler, der in Süddeutschland nicht mehr nur zwei, sondern mittlerweile bis zu drei Reproduktionszyklen durchläuft. Bei den meisten Blattlausarten kommt es im Frühjahr zu einer deutlich schnelleren Vermehrung. Warme Trockenperioden begünstigen das Auftreten von Spinn- und Weichhautmilben.
Hinzu kommen „neue“ Schaderreger, wie z.B. die Walnussfruchtfliege, die ursprünglich in Nordamerika beheimatet war und sich nun zunehmend in den warmen Gebieten Süddeutschlands ausbreitet.
Fazit
Foto: Bakker Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Obstbau nördlich der Alpen eindeutig von der Klimaverschiebung profitiert. Durch die Vegetationsverlängerung können mehr Arten als bisher angebaut werden. Der Anbau sollte sich aber sinnvollerweise auf die Arten beschränken, die vor 30 bis 40 Jahren südlich der Alpen angebaut wurden, d.h. in der dazu passenden Klimazone. Tropische oder subtropische Arten gehören nach wie vor nicht hierher.
Innerhalb der klassischen Obstarten wird es ein breiteres Sortenspektrum von sehr frühen bis zu sehr späten Sorten geben. Für den Verbraucher bedeutet das erfreulicherweise ein verbessertes Angebot an erntefrischem Obst, d.h. es gibt früher und länger frisches Obst. Auch remontierende (mehrmals tragende) Sorten tragen zu dieser Entwicklung bei.
Die Erträge und die Qualität werden durch die Klimaerwärmung besser. Allerdings nehmen Witterungsextreme zu, die von den Obstgärtnern Investitionen erfordern, wie z.B. in Hagelschutzsysteme oder in Bewässerungseinrichtungen.
Dr. Franz Rueß
Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt
für Wein und Obstbau, Weinsberg