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Beerenobst schneiden
So bringen Sie Beerenobst in Bestform
Johannisbeeren
Ob als Busch, Spalier, Säule oder Stämmchen gezogen, ob rot, weiß oder schwarz, die Johannisbeere (Ribes rubrum bzw. Ribes nigrum) ist eine beliebte Frucht in unseren Gärten.
Foto: Markus Mainka/Adobe StockAuch bei Johannisbeeren gelten die grundlegenden Schnittgesetze: Starker Rückschnitt im Winter fördert das Wachstum, während der Sommerschnitt die Pflanze im Wuchs bremst. Nach der Pflanzung sollten Sie Ihre Johannisbeeren stark zurückschneiden – so bilden sich kräftige, vitale Triebe. Von diesen suchen Sie sich vier bis fünf Leittriebe aus und entfernen alle anderen (Abb. 4).
Zeichnungen: Viets/Verlag W. Wächter
Im folgenden Jahr kürzen Sie die Seitentriebe, die aus den Leittrieben gewachsen sind, etwa um die Hälfte ein, und zwar jeweils direkt über einem „Außenauge“, also einer Triebknospe, die nach außen zeigt (Abb. 5). Dadurch steuern Sie das Wachstum, der neue Trieb wächst nun nach außen und nicht in die Krone hinein.
Zeichnungen: Viets/Verlag W. Wächter
Im dritten Standjahr lohnt sich die Ernte schon richtig. Damit die Früchte ordentlich Sonne abbekommen, werden die ungewünschten Triebe bis auf wenige Zentimeter zurückgeschnitten (Abb. 6).
Zeichnungen: Viets/Verlag W. Wächter
Im folgenden Winter werden die Leittriebe wieder kräftig eingekürzt, neue junge Triebe entstehen, und der Prozess beginnt von Neuem. Zudem sollten Sie ab dem dritten oder vierten Standjahr in jedem Winter ein bis zwei der ältesten Äste komplett entfernen. Diese Schnittregeln gelten auch bei Stämmchen, nur dass Sie sich hier nicht so tief bücken müssen …
Die Bildung neuer Fruchtäste ist das Elementare bei der Johannisbeere – das gilt für schwarze, rote und weiße Sorten gleichermaßen. Ein Unterschied besteht darin, dass rote und weiße Sorten die besten und größten Früchte an den einjährigen Seitentrieben tragen und schwarze Sorten am zweijährigen Holz. Außerdem wachsen schwarze Johannisbeeren sehr kräftig und haben dadurch einen höheren Platzbedarf.
Stachelbeeren
Die Stachelbeere (Ribes uva-crispa) stellt höchste Ansprüche an den Schnitt. Oft leidet sie in den Gärten unter falschen oder unterlassenen Schnittmaßnahmen. Ist sie „gut erzogen“, belohnt sie den Arbeitseinsatz und trägt viele große, aromatische Früchte.
Foto: Alex/Adobe Stock
Es gibt eine große Sortenvielfalt mit recht unterschiedlichen Wuchsformen, z.B. straff aufrecht oder eher überhängend. Ziel ist es, eine möglichst aufrecht wachsende Krone zu entwickeln, weshalb Sie nach unten wachsende Triebe entfernen sollten (Abb. 7).
Zeichnungen: Viets/Verlag W. Wächter
Alle Sorten und Wuchsformen (egal ob Busch oder Stamm) benötigen einen regelmäßigen und recht kräftigen Pflegeschnitt, den Sie jedes Jahr im Zeitraum von Januar bis Mitte März durchführen sollten. Ziel ist eine lockere und luftige Krone, mit einem hohen Anteil an zwei- und dreijährigem Holz, das den besten Fruchtertrag liefert. Gleichzeitig sollten Sie von Mehltau befallene Triebspitzen abschneiden und aus dem Garten entfernen, um eine Ausbreitung der Krankheit zu vermeiden.
Wenn Sie im Sommer, direkt nach der Ernte, schneiden, bremsen Sie die Pflanze im Wuchs, schneiden Sie im Winter, regen Sie neues, kräftiges Wachstum an. Somit haben Sie es in der Hand, das „Alter“ der Krone zu beeinflussen. Sorgen Sie dafür, dass immer ein Gerüst aus älteren Trieben als Basis für die Fruchtäste vorhanden ist.
Nutzen Sie die Sommermonate vor der Ernte, um die tragenden Äste frei zu schneiden. Unerwünschtes junges oder altes Astwerk kann problemlos entfernt werden. Kappen Sie auch jetzt wieder Triebspitzen mit Mehltaubefall. Durch das Auslichten vor der Ernte bekommen Sie leichteren Zugang zu den Früchten und haben es beim Pflücken angenehmer – und die Früchte erhalten mehr Sonnenlicht und werden süßer und aromatischer.
Gartenheidelbeeren
Foto: Markus Mainka/Adobe StockBei der Gartenheidelbeere (Vaccinium corymbosum), auch Kulturheidelbeere genannt, hat die Züchtung eine reiche Auswahl aufrecht wachsender und großfrüchtiger Sorten hervorgebracht. Stimmt der Standort – und wird ein Schutz vor räuberischen Vögeln und Nachbarn erstellt – kann eine reiche Ernte eingefahren werden.
Ein kräftiger Pflanzschnitt sorgt bei Heidelbeeren für ein hohes vegetatives Wachstum im ersten Jahr. Erst im zweiten Jahr folgen dann die Blüten und somit die Früchte.
Foto: MNStudio/Adobe Stock
Die meisten und größten Früchte werden bei Kulturheidelbeeren an den einjährigen Seitentrieben gebildet. Daher sollten Sie für einen hohen Anteil dieser Triebe sorgen. Schneiden Sie dazu im Februar/März alte verzweigte Triebspitzen knapp oberhalb eines einjährigen Triebes ab. Sie können die einjährigen Triebe leicht an der noch glatten, grünlichen Rinde erkennen. Gleichzeitig sollten sie vergreiste Äste, erkennbar an der silbrig grauen Rinde, komplett direkt über dem Boden entfernen (Abb. 8) – zur fortlaufenden Verjüngung und je nachdem, wie dicht die Pflanze ist, ein bis drei alte Haupttriebe pro Jahr. Im Sommer sollten Sie zudem abgestorbene oder abgeknickte Ästchen herausschneiden.
Zeichnungen: Viets/Verlag W. Wächter
Bei alten, bereits vergreisten Sträuchern können Sie auch eine „Radikalkur“ anwenden und den Strauch nach dem Winter absetzen, also alle Triebe bodennah abschneiden. Die Pflanze baut sich neu auf und ist dann wieder jugendlich und frisch. Allerdings müssen Sie im Jahr dieses Verjüngungsschnittes auf die leckeren Blaubeerfrüchte verzichten und bis zum nächsten Sommer warten.
Auch wenn der Schnitt beim Beerenobst etwas mühsam und bei Brombeeren und Stachelbeeren nicht immer ganz schmerzfrei ist, sorgt er doch auf lange Sicht für vitale Sträucher, volle Erntekörbe und auch zufriedene Gärtner.
Thomas Kleinworth
Geschäftsführer und Fachberater
des Landesverbandes Schleswig-
Holstein der Gartenfreunde