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Multitalent Boden
Sanft gärtnern mit Sauzahn und Kultivator
Foto: Laukötter Wer den natürlichen Boden als Vorbild für seinen Gartenboden nimmt, überlegt, welche Gartenbereiche generell nicht mehr umgegraben werden müssen und wo natürlicher Bestandsabfall bewusst liegen bleiben kann. In diesem bedeckten Ruheboden können unzählige Bodenorganismen Pflanzenreste zu nährstoffreichem Humus umwandeln.
Unter Bäumen, Hecken und Sträuchern kann der Boden so sein Eigenleben bewahren. Aber auch Wildblumenwiesen und dauerhafte Rasen- und Hochstaudenflächen, Kräuterbeete und von Bodendeckern ständig bewachsene Areale eignen sich für naturnahe Bodenentwicklung. Selbst intensiv genutzte Böden (Saatbeete, Gemüsekulturen) benötigen keine radikalen Bearbeitungsmethoden. Das Bodenmaterial, das obenauf gelegen hat, kann durch den Einsatz von Sauzahn oder Kultivator nahezu vollständig oben verbleiben. Hinreichend lockerer Boden lässt sich auch ohne Umgraben erreichen.
Damit sich in keiner Phase der Boden nackt präsentiert, sollten alle freien Flächen gemulcht oder mit Zwischensaaten und Gründüngungen bestellt werden. Halbreifer Kompost oder u.U. auch Rindenmulch lassen sich gut als Deckschicht des Bodens verwenden.
Gemulchte Bodenflächen sind vor Austrocknung und Winderosion geschützt. Sie reichern das Bodenleben stark an und liefern beim Abbau Nährstoffe. Außerdem verhindern mulchgedeckte Gartenflächen übermäßiges Auskeimen unerwünschter Beikräuter.
Typenerhalt erwünscht
In manchen Gärten sollen mitunter sehr unterschiedliche Kulturen auf kleinem Raum nebeneinander wachsen. An ein Heidebeet grenzt ein Moorbeet. Und ein kleines Alpinum mit steinigem Milieu ist die nächste Herausforderung. Im Gemüsegarten sind Teilbereiche nicht frisch gedüngt, damit Leguminosen (z.B. Bohnen und Erbsen) sich wohlfühlen, während Gurken und Kürbisse reichliche Düngergaben erhalten.
Mancher Gartenbesitzer schafft es tatsächlich, Sandböden für Heidekraut, Ginster und Grasnelke, Moorböden für Torfmoose, Wollgräser und Rhododendron, Kalkböden für Christrosen, Erdbeere und Mangold, saure Böden für Farne, Stechpalme und Hortensie und Mischböden für den Rest der Kulturen bereitzustellen.
Wer sich als naturnaher Gärtner versteht, wird die wesentlichen Merkmale seines Bodens erhalten wollen. So werden in lehmigen Böden nicht reine Sandbereiche eingebunden. Optimierungsmaßnahmen, vor allem zur Verbreiterung der Nutzpflanzenpalette, sind aber durchaus zu empfehlen.
Der Garten sollte aber als Ganzes seine Bodentypenherkunft nicht verleugnen. Vor allem die altbewährten Kulturpflanzen der Bauerngärten sind beste Anzeiger dafür, welche Pflanzen zum heimischen Boden passen. Wer allerdings mit vielen fremdländischen Pflanzen sowie mit anspruchsvollen Züchtungen seinen Garten bereichern will, der überfordert dann sogar ein Multitalent, wie es unser Boden ist.
Dr. Gerhard Laukötter,
Natur- und Umweltschutz-Akademie NRW