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Pflaumen im Garten erfolgreich anbauen
Pflaumensorten im Porträt
Wer die Wahl hat, hat die Qual. Denn die Auswahl an Pflaumensorten ist groß, und die Unterschiede sind entsprechend deutlich. Nicht empfehlenswert unter den alten Sorten sind ‘Lützelsachser’, ‘Zimmers’, ‘Chrudimer’, ‘Czernowitzer’ und ‘Magna Glauca’: Sie sind zu fad und krankheitsanfällig. Nach wie vor anpflanzungswürdig sind dagegen die alten Sorten ‘Bühler Frühzwetsche’, ‘Ersinger’ und ‘Mirabelle von Nancy’, in scharkafreien Regionen auch ‘Auerbacher’, ‘Fellenberg’, ‘Hauszwetsche’ und ‘Ortenauer’.
Foto: Buchter-Weisbrodt
Echte Pflaumen
‘Löhrpflaume’: Geschmacklich ist sie mit das Beste, was die Art Prunus domestica zu bieten hat. Sie ist eine mittelgroße, rötlich violettfarbene Pflaume, die frisch, als Kompott, Marmelade und Saft unvergleichlich aromatisch mild schmeckt. Die sehr ertragreiche, scharkatolerante Sorte wächst mittelstark, die mittelfrühe Blüte ist leider nur teilweise selbstfruchtbar.
Zwetschen
‘Bühler Frühzwetsche’: Von der 1894 entdeckten Sorte gibt es mehrere Selektionen: Typ ‘Ringwald’ wird in der vierten, Typ ‘Schofer’ in der fünften und ‘Typ Schofer 319’ in der sechsten Zwetschenwoche reif. Die durchweg robuste und selbstfruchtbare Sorte zeigt keine Scharka-Symptome. Das feste, grüngelbe Fruchtfleisch löst sich relativ gut vom Stein und bleibt nur in kühlen Lagen eher fad und sauer.
‘Cacaks’-Sorten: Die ‘Cacaks’-Züchtungen sind selbstfruchtbar, aber für den Garten kein Gewinn. Die für das Zwetschensterben hochanfällige ‘Cacaks Schöne’ (wenig scharkaanfällig) schmeckt selbst gut ausgereift nicht. ‘Cacaks Fruchtbare’ (scharkaanfällig) neigt zur Krankheitsübertragung und fadem Geschmack. ‘Cacaks Beste’ (scharkatolerant) schmeckt ebenfalls nur mäßig und ist wie ‘Cacaks Frühe’ (scharkatolerant) nur teilweise selbstfruchtbar.
‘Elena’: Die extrem spät reife (Oktober), selbstfruchtbare Neuheit ist wie ‘Bühler’ wenig spätfrostgefährdet. Der Ertrag setzt früh ein, ist regelmäßig und hoch, bei guter Scharka-Toleranz. Die attraktiven Früchte lösen sich gut vom Stein und schmecken süß-harmonisch.
‘Felsina’: Die scharkaresistente Züchtung aus ‘Fellenberg’ und ‘Ersinger’ hat geschmacklich ausgezeichnete Eltern und ist entsprechend aromatisch. In kühleren Regionen bringt sie gleichmäßig gute Erträge, in warmen Gebieten fällt der Ertrag geringer aus. Die Blüten sind nur teilweise selbstfruchtbar. Die schönen Früchte reifen mittelspät (Mitte August).
‘Hanita’: Die selbstfruchtbare Kreuzung zwischen ‘President’ und ‘Auerbacher’ reift zehn Tage vor der scharkaanfälligen ‘Hauszwetsche’, die zudem kleinere Früchte bildet. Die scharkatolerante ‘Hanita’ setzt sehr früh Früchte an und liefert gute Erträge optisch und geschmacklich hervorragender Früchte.
‘Katinka’: Früh reifende Zwetschensorten haben einen eher pflaumenartigen Charakter (weich, schlecht vom Stein lösend), sind also zum Backen ungeeignet. Eine Ausnahme ist ‘Katinka’, eine ertragreiche, selbstfruchtbare, scharkatolerante, neuere Frühsorte, die kurz vor der alten Sorte ‘Ersinger’ reift. Sie hat mittelgroße Früchte, die sich ausgezeichnet vom Stein lösen und beim Backen nicht saften. Auch frisch schmecken sie gut.
‘Ortenauer’: Wie ‘Hauszwetsche’ gehört die etwas früher reifende, selbstfruchtbare ‘Ortenauer’ zu den scharkaanfälligen Sorten. Die großen, länglichen Früchte lösen sich gut vom Stein, und das Fruchtfleisch schmeckt angenehm süß-säuerlich.
‘Tegera’: Diese selbstfruchtbare Züchtung ist scharkatolerant, auffallend unempfindlich gegen Monilia und insgesamt sehr robust. Die gut schmeckenden Früchte reifen Mitte Juli, der Ertrag ist regelmäßig und gut.
‘Colora’ und ‘Tipala’: Es gibt auch gelbe und gelbrote Zwetschen. Die derzeit bekanntesten Sorten reifen Ende Juli und schmecken süß-fruchtig. ‘Colora’ ist teilweise selbstfruchtbar und nur wenig scharkaanfällig, ‘Tipala’ kommt nicht ohne Befruchter aus, ist aber scharkatolerant.
Foto: Buchter-Weisbrodt
Mirabellen und Renekloden
Es gibt etwa ein Dutzend Mirabellensorten – immer noch unüberboten ist die scharkatolerante und selbstfruchtbare ‘Mirabelle von Nancy’. Das Reneklodensortiment besteht aus einer Handvoll alter Sorten, die unter zähen Schalen weiches Fleisch haben, das sich schlecht vom Stein lösen lässt und rasch fault. Wer unbedingt eine Reneklode will, sollte die robuste, selbstfruchtbare, scharkatolerante, grünfrüchtige ‘Oullins’, allenfalls noch die rotviolettfarbene, nicht selbstfruchtbare, scharkatolerante ‘Graf Althans’ wählen.
Dr. Helga Buchter-Weisbrodt