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Viel Lärm ums Traubenkraut
Verbreitung auch in Europa
Lange Zeit war diese Problematik auf Nordamerika beschränkt. Seit einigen Jahren macht sich das Traubenkraut aber auch in Europa breit, und zwar vor allem in wärmeren Regionen. In Südfrankreich, in der norditalienischen Po-Ebene und in Ungarn kommt es bereits an vielen Stellen vor, und man befürchtet, dass es sich von dort aus weiter nach Norden ausbreiten wird. Verständlich, dass Pollenallergiker in der Schweiz und in Österreich beunruhigt sind.
Dazu besteht in Hamburg jedoch kein Anlass. Das Traubenkraut ist bei uns sehr selten und tritt allenfalls sporadisch auf. Eine aktuelle Verbreitungskarte haben wir auf dieser Seite abgedruckt. Um sie richtig zu lesen, muss man wissen, dass sie einen Zeitraum von zehn Jahren umspannt und jeder Punkt in der Regel meist nur eine einzige Pflanze (selten zwei oder drei) bezeichnet, die nur in einem bestimmten Jahr gefunden wurde und im nächsten wieder verschwunden war.
Im Schnitt gab es drei Meldungen pro Jahr. Nur mitten im Hafen bei der Ölmühle in Neuhof ist das Traubenkraut über mehrere Jahre hintereinander beobachtet worden.
Samen kommen über Vogelfutter zu uns
Samen der Ambrosie gelangen zu uns vor allem über Vogelfutter, das ja oft eine Mischung ganz unterschiedlicher Saaten darstellt und im Gegensatz zum Handelssaatgut nicht gereinigt und von Unkrautsamen befreit zu werden braucht. Die Art wurde dementsprechend bisher auch vor allem an Vogelfutterstellen angetroffen. Mehr noch: Eine Untersuchung von 33 Vogelfutter-Proben hat ergeben, dass in 23 von ihnen Samen der Ambrosie vorhanden waren.
Wenn die Art dennoch bisher so selten geblieben ist, dann liegt das an ihren hohen Wärmeansprüchen. Sie keimt zwar schon im März, aber in unserem kühlen Frühjahr stagniert sie über lange Zeit und kann dann leicht von anderen Pflanzen überwuchert werden. Aus diesem Grunde findet man das Traubenkraut auch niemals in einer geschlossenen Pflanzendecke, sondern nur an offenen Stellen: im Garten, am Wegrand, auf Brachflächen, und auch dort meist nur im ersten Jahr.
Nur Pflanzen, die es bis in den Juni geschafft haben, können Blüten und Früchte bilden, denn dann setzt ein energisches Wachstum ein. Noch ist das Klima in Norddeutschland für die Einbürgerung dieser Pflanze einfach zu kühl. In der Oberrheinebene mag es anders aussehen, zumal wenn - wie befürchtet - das Klima in Deutschland zukünftig allgemein wärmer und trockener wird.