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Viel Lärm ums Traubenkraut
Bekämpfung problematisch
Für die Bekämpfung des Beifußblättrigen Traubenkrautes werden in Amerika seit Jahrzehnten öffentliche Mittel in mehrfacher Millionenhöhe ausgegeben. Der amerikanische Ökologe Frank Egler hat jedoch schon vor vierzig Jahren gezeigt: Man kann versuchen, das Traubenkraut Jahr für Jahr mit der chemischen Keule zu bekämpfen und es so im Zaum zu halten. Nur schafft man damit genau die offenen Flächen ohne Vegetationsdecke, die die Keimung und Ansiedlung des Traubenkrautes begünstigen.
Im nächsten Jahr ist es wieder da, und man muss erneut Herbizide versprühen. Eine Sisyphusarbeit, aber verständlicherweise eine Lösung, die von den Herstellern der Herbizide propagiert wurde. Man kann aber ebenso gut gar nichts tun und darauf warten, dass sich auf den Flächen im nächsten Jahr ausdauernde Arten ansiedeln, unter denen das Traubenkraut keine Chance hat hochzukommen.
Dies ist die Lösung des aufgeklärten Ökologen, nur hat man sie nicht angewendet. Frank Egler hat schon damals kritisiert, dass es bei der Traubenkraut-Bekämpfung eine seltsame Allianz von Allergikerverbänden, Auftragsforschern und Chemiefirmen gab, die von den letztgenannten zu ihrem Vorteil genutzt wurde.
Das Traubenkraut wurde in diesem Sommer "populär". Kein Wunder, denn es verbindet drei Themen von hohem Aufmerksamkeitswert miteinander: Pollenallergie, Klimawandel und Invasive Pflanzen. Leider ist bei weitem nicht alles, was in der Presse und auf den Webseiten steht, seriös. So konnte man lesen, dass die Art über Flugzeuge eingeschleppt wird und oft in der Nähe von Flughäfen zu finden ist. Barer Unsinn!
Wichtig wird es sein, einen kühlen Kopf zu behalten und sich nicht von der allgemeinen Hysterie anstecken zu lassen. Daher nochmal die gute Nachricht: In Hamburg und in ganz Norddeutschland gibt es mit dem Traubenkraut keine Probleme.
Hans-Helmut Poppendieck
Botanischer Verein zu Hamburg
Diese Artikelserie wird von Mitgliedern des Botanischen Vereins zu Hamburg e.V. geschrieben. Im Mittelpunkt stehen Wildpflanzen, die in der Stadt vorkommen: am Wegrand, an der Straße oder als unerwünschte oder geduldete Gäste im Garten. Wir wollen auf die Biologie und Geschichte dieser oft unscheinbaren Pflanzen aufmerksam machen.
Wenn Sie Anregungen oder Fragen dazu haben, würden wir uns über Ihre Reaktion freuen. Sie können auch das vierteljährlich erscheinende Veranstaltungsprogramm anfordern und an den vielen botanischen Exkursionen und Vorträgen teilnehmen!
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Internet: www.botanischerverein.de
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