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Neozoen: Kirschessigfliege, Citrusbockkäfer und Co.

Schlagworte zu diesem Artikel:
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Heimischer Schädling profitiert vom Klimawandel

EichenprozessionsspinnerFoto: Wagenhoff, FVA Der Eichenprozessionsspinner ist hier ­heimisch. Doch er ­genießt die steigenden Temperaturen und vermehrt sich jetzt auch im öffentlichen Grün – zum Leidwesen von uns ­Menschen, die wir auf seine Haare stark ­allergisch reagieren.

Der wärmeliebende Eichenprozessionsspinner breitet sich vermehrt auch außerhalb des Waldes im öffentlichen Grün und im Garten aus. „Massenvermehrungen wurden bei diesem heimischen Schädling auch in der Vergangenheit beobachtet. Allerdings dauert die derzeitige schon länger als die erwarteten drei bis fünf Jahre, und ein Ende ist noch nicht in Sicht“, weiß Dr. Nadine Bräsicke vom JKI. Die Eichen überleben den Kahlfraß und treiben neu aus. Hier sind es die gesund­heits­ge­fähr­den­den Brennhaare, die eine Bekämpfung erforderlich machen (siehe Kasten „Weitere In­for­ma­tio­nen“).

Illegale Einwanderer sind schon ans Klima angepasst

ApfelbaumbohrerFoto: Julius-Kühn-Institut Der Rundköp­fige Apfelbaumbohrer kann verheerende Schäden an Stämmen verursachen und ganze Bestände an Obstbäumen vernichten. Vor ganz andere Probleme stellen Neubür­ger unter den Schädlingen die Pflanzenschützer. Teilweise kommen sie per Schiff oder Flugzeug, Auto oder Zug, gut versteckt im Substrat, an oder in der Pflanze oder im Holzverpackungsmaterial und nicht selten im Handgepäck von Urlaubsreisenden oder mithilfe des Internet­handels.

Die offiziellen Importwege im Pflanzen­handel werden relativ gut überwacht. So wurde der mit Baum­schul­ware eingeschleppte Rundköpfige Apfelbaumbohrer 2008 auf der Insel Fehmarn entdeckt und rasch von den Landesbehörden bekämpft. Der Käfer wandert punktuell aus Nordamerika und Kanada ein und kommt mit dem Klima in Europa bestens zurecht. Sein Wirken kann derart bestandsbedrohend sein, dass er als Quarantäneschädling (siehe Kasten S. 3) eingestuft wird.

Maden des CitrusbockkäferFoto: Julius-Kühn-Institut Die Maden des Citrusbockkäfer können im Holz vieler hier heimischer Laubgehölze großen Schaden anrichten.

Das gilt auch für die beiden in Asien be­heimateten Holzschädlinge Asiatischer Laubholz­bock­käfer (ALB) und Ci­trus­bockkäfer. Sie können sich von vie­len heimischen Laubgehölzen ernähren und kommen ebenfalls mit dem Klima hier gut zurecht. Die Larven des ALB fanden versteckt in Holz, das zwischen Granitplatten als Bruchschutz diente, den Weg nach Deutschland. Inzwischen muss Verpackungsholz behandelt werden.

Der Kiefernholznematode, ein Fadenwurm, stammt ebenfalls aus Nordamerika. Er wurde vor 100 Jahren bereits nach Japan eingeschleppt. 1999 wurde er erstmals in Europa, konkret in Portugal, nachgewiesen. Seither wird alles unternommen, um die weitere Verbreitung in Europa zu ver­hin­dern. Der Fadenwurm braucht als Überträger Bockkäfer.


Globaler Handel und die Gefahr für Hobbygärtner

Andromeda-NetzwanzeFoto: Julius-Kühn-Institut Die Andromeda-Netzwanze fällt an Rhododendron und Lavendelheide nicht zuletzt durch die typischen Kottropfen auf den Blättern auf.

Ein wirklicher Nutznießer des globalen Handels ist die Andromeda-Netzwanze. Sie ist schon gut zehn Jahre in Deutschland anzutreffen. Sie kommt aus Asien und saugt beispielsweise an Rhododendron und Lavendelheide. Wenn diese Gruppe von Schadorganismen auch nicht zwingend im Zuge des Klimawandels hier Fuß gefasst hat, so erlauben für sie angenehme Temperaturen in der Regel doch mehrere Generationen, verkürzte Entwicklungszeiten und bessere Über­le­bens­chan­cen im Winter.

Andromeda-NetzwanzeFoto: Julius-Kühn-Institut

Zu den invasiven Arten aus dem asiatischen Raum, mit denen Hobbygärtner künftig rechnen müssen, zählen der Buchsbaumzünsler und die Kirschessigfliege. Letztere ist eine Verwandte der hier heimischen Obstfliege. Die Weibchen sind mit einem sehr wirksamen Legestachel aus­ge­stattet, mit dem sie auch die Schalen von gesunden Bee­renfrüchten und Weinbeeren durchdringen. Sie können so alles weichschalige Obst schädigen. In Süddeutschland richtet die Kirschessigfliege bereits Schäden an.

Ihr Populationsaufbau im Frühjahr ist abhängig von der Überlebensrate der Fliegen im Winter. Punktuell auftretende günstige Witterungs­be­dingungen können also das Zünglein an der Waage sein, ob sich der Schädling in der Region ausbreitet oder nicht.

BuchsbaumzünslerFoto: Julius-Kühn-Institut Der Buchsbaumzünsler ist ein hübscher Falter, der leider sehr gefräßigen Nachwuchs produziert.

Der Buchsbaumzünsler kam vor rund sieben Jahren im Zuge des globalen Handels nach Europa. Und das Ei ist gelegt! Bei der Bekämpfung des Schädlings wirkt die biologische Waffe Bacillus thuringiensis sehr gut, sodass der Wegfall bestimmter Insektizide (z.B. Thiacloprid) keine größeren Probleme bereiten dürfte. (Der Bacillus wird in Wasser gelöst gespritzt.) Auch mit Naturprodukten wie Neemöl und natürlich mit Handarbeit (Raupen ablesen) können Hobbygärtner, die möglichst natürlich arbeiten wollen, den Schädling bekämpfen. Und das sollte man auf jeden Fall tun, da es sonst zum Totalausfall bei Buchsbaum kommt.

BuchsbaumzünslerFoto: Julius-Kühn-Institut

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