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Neue Sorten: Tomatenzüchtung fast nur noch im Ausland
Hobbyzüchter und Genbanken
Foto: Horneburg
Das Ausgangsmaterial für seine Arbeit bekommt er von vielen Privatleuten, Initiativen, Genbanken und auch Saatguthändlern. „Diese Menschen erhalten seit vielen Jahren Sorten, zu denen auch Erfahrungswerte vorliegen. Unter den alten Sorten sind einige zu finden, die weniger anfällig für die Kraut- und Braunfäule sind.“ Diese Pilzerkrankung, die besonders durch feuchte Witterung und schlechte Belüftung begünstigt wird, hat in den zurückliegenden Jahrzehnten mit immer neuen aggressiven Stämmen ganze Ernten vernichtet, weiß Horneburg. Das hat dazu geführt, dass sich selbst im Hobbygartenbau die Tomatenproduktion überwiegend unter Folie oder in Kleingewächshäuser zurückgezogen hat. „Doch leider nehmen auch dort die Probleme zu“, weiß der Wissenschaftler.
Natürliche Resistenzen gegen die Kraut und Braunfäule
Die Tomate im Freiland war demnach ein Problem, das gerade für den Hobbygartenbau gelöst werden musste. Feldversuche – bisher seit acht Jahren laufend – mit den vielversprechendsten Sorten und dem Ziel, durch gezieltes Kreuzen und Rückkreuzen freilandtaugliche – will heißen überwiegend braun- und krautfäuleresistente – Sorten zu finden, brachten den erhofften Erfolg.
„Heute können wir guten Gewissens einige leckere und ertragssichere Sorten empfehlen“, so Horneburg. Zu seinen Favoriten zählen derzeit u.a. ‘Rote Murmel’ und ‘Golden Currant’. Beides sind Wildsorten, die auch Kiepenkerl im Angebot hat. „Und wir können guten Gewissens sagen, dass unsere Sorten sowohl vom Geschmack als auch vom Ertrag her mit den Hybridsorten mithalten können.“
Kommerzielle Züchtung nur in Spezialbetrieben
Die gängigen Marktsorten aber entstehen eben bei den wenigen spezialisierten Züchtungsfirmen, die für die Tomaten allesamt im Ausland ansässig sind, überwiegend in Belgien, den Niederlanden und den USA. „Einmal jährlich werden wir von den Züchtern zu ihren Sichtungstagen eingeladen. Dort können wir uns die Ergebnisse der neusten Züchtungsarbeit ansehen, die Pflanzengesundheit beurteilen und den Geschmack testen“, sagt Hanna Strotmeier.
Die Sorten, die ins Sortiment passen würden, werden im darauffolgenden Jahr auf dem Kaldenhof – dem Saatzuchtzentrum und Versuchshof der Firmen Nebelung und Volmary – nochmals getestet. „Entscheiden wir uns für eine ‚Neue Sorte‘, weil uns ihre ganz besonderen Eigenschaften, wie beispielsweise die Resistenz und Widerstandsfähigkeit gegenüber Pilzkrankheiten, ihre Wuchs- und Fruchtform, ihre Fruchtfarbe und der Geschmack, überzeugen, wird der Hobbygärtner diese ‚Neue Sorte‘ unter der Firmenmarke Kiepenkerl in absehbarer Zeit kaufen können.“
Einige Sorten werden dabei ohne exklusive Vertriebsrechte ins Sortiment aufgenommen, beispielsweise alte Sorten wie eben die ‘Golden Currant’ und die ‘Rote Murmel’. Für andere Sorten sichert sich Kiepenkerl die Exklusivrechte. Das sind vielfach eben solche F1-Sorten, die schon aufgrund der aufwändigen Art der Züchtung (Hybridzüchtung) und der damit einhergehenden Saatgutgewinnung (F1) nicht frei am Markt verfügbar sein können.