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Gutes Obst kommt aus guter Schule
Baumschule Armholt, Guderhandviertel
Foto: Verlag W. Wächter/Peters
Die jungen Obstbäume kommen z.B. aus der Baumschule Armhold in Guderhandviertel, der nächsten Station unserer Reise. Neben der Baumschule gehört auch ein Obstbaubetrieb zu dem Familienunternehmen, der bereits seit 1540 bewirtschaftet wird. Die Armholts wissen daher genau, was ein Obstbaubetrieb braucht, wohin sich die Züchtung entwickelt, und sie kennen die Vorlieben der Verbraucher.
Seit den 80er Jahren haben die Armholts die Anzucht der Bäume auf sogenannte Knipbäume umgestellt. Dafür wird nicht erst eine Unterlage gepflanzt und im darauffolgenden Sommer veredelt, sondern gleich die im Winter veredelte Jungpflanze (= Winter-Handveredelung). Der Austrieb ist schwächer, wird aber in 30 bis 40 cm Höhe ohnehin zurückgeschnitten. Das oberste Auge treibt dann kräftig aus, und bald entstehen an diesem senkrechten Trieb schön waagerecht stehende Seitentriebe. Genau die braucht der Anbauer, weil sie schon in jungen Jahren Früchte tragen. Weitere Vorteile des Knipbaums: In der Baumschule wird ein Jahr bis zur Pflanzware eingespart, im Anbau können die Reihen enger gepflanzt werden, und die Ernte setzt ein Jahr früher ein.
270.000 Jungpflanzen werden jährlich in der Baumschule Armholt neu gepflanzt. Davon sind 200.000 Äpfel, 50.000 Süßkirschen, 15.000 Pflaumen und Zwetschen und 5000 Birnen. Auf 12 ha stehen einjährige Pflanzen, auf 12 ha zweijährige und auf weiteren 12 ha verkaufsfertige Ware.
Foto: Verlag W. Wächter/Peters
Ein Erwerbsobstbauer sollte seine Anbauflächen alle 20 Jahre einmal roden und neu bepflanzen. 2500 bis 3000 Obstbäume stehen auf 1 ha, macht einen Bedarf von etwa 1,2 Mio. Jungbäumen jedes Jahr allein im Alten Land. Davon deckt die Baumschule Armholt nur einen kleinen Teil ab. Weitere Jungbäume kommen z.B. aus den Niederlanden, wo Großbaumschulen 1,5 Mio. verkaufsfertige Bäume pro Jahr produzieren.
Für die meisten Sorten muss Hinrich Armholt eine Lizenzgebühr an den Eigentümer (= Züchter oder Finder) der Sorte zahlen, die zwischen 25 Cent und 1 Euro pro Baum liegt. Er muss Sorten, die im Kommen sind, rechtzeitig erkennen und sich die Lizenzen dafür sichern, nur so kann er seine Kunden schnell damit beliefern.
Frische Äpfel bis zum Frühjahr
Weil die geernteten Äpfel nicht alle auf einmal verkauft werden können und sollen, werden sie in Lagerkammern in „kontrollierter Atmosphäre“ eingelagert. Der Reifeprozess lässt sich durch Absenken des Sauerstoffgehalts und Erhöhen des CO2-Gehalts in völlig luftdicht geschlossenen Kammern gezielt steuern. Werden die Kammern dann nach Wochen oder sogar Monaten wieder geöffnet, sind die Äpfel genauso frisch wie direkt nach der Ernte.