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Kirschen: Mit richtiger Sorte und Pflege zum Erfolg
Um zu verhindern, dass die Seitenäste im steilen Winkel zur Mittelachse wachsen, gibt es eine einfache Methode: Wenn der Neutrieb des Jungbaumes 10 cm lang ist, wird er mit Wäscheklammern im rechten Winkel zur Stammverlängerung geklammert. Nach drei Wochen kann man die Klammer entfernen und kleine Gewichtssäckchen an die Triebspitze des gleichen Triebes hängen. Ansonsten stellt sich der Trieb durch die natürliche Spitzenförderung wieder nach oben und muss im Herbst oder Frühjahr wieder waagerecht gebunden werden.
Formieren hält gesund
Foto: Buchter-Weisbrodt
Bei Süßkirschen entscheiden die ersten Jahre über die weitere Baumgesundheit. Wie bei keiner anderen Obstart hat die Aststellung Einfluss auf das Lebensalter des Baumes. Deshalb sind im Pflanzjahr und im ersten Standjahr Formierungsarbeiten erforderlich, die für den richtigen Astabgangswinkel sorgen: so flach wie möglich. Von Natur aus wachsen die Seitenäste in so spitzem Winkel, dass sie unter Fruchtlast leicht ausbrechen (Schlitzäste). Steil am Mitteltrieb ansetzende Seitenäste neigen zudem zu Gummifluss, der den Baum gefährden kann.
Beim Auswählen der Seitenäste spielt neben dem Astabgangswinkel die Astdicke eine ausschlaggebende Rolle. Hier gilt die Grundregel: Alle Seitenäste, die dicker sind als die Hälfte des Stammes in Höhe der Seitenast-Ansatzstelle unbedingt entfernen! Sämtliche Schnittmaßnahmen sollten bei Süßkirschen nur im Sommer, also während oder kurz nach der Ernte erfolgen. Keinesfalls bei Frost schneiden!
Madenfreie Süßkirschen
Nicht nur die Vorstellung, meterhohe Leitern zur Ernte zu brauchen oder mit Vögeln um die Früchte zu streiten, schreckt manchen Gartenbesitzer davon ab, einen Süßkirschbaum zu pflanzen. Es ist auch der leidige Pflanzenschutz. Die meisten Probleme bereiten die Larven der Kirschfruchtfliege (Foto), die als dicke, weiße Maden im Fruchtfleisch leben und den Kirschengenuss gründlich verleiden.
Der Rat, mehrere Gelbtafeln in die Baumkrone zu hängen, kann sich als zweischneidiges Schwert erweisen. Theoretisch fliegen die Schadinsekten buchstäblich auf Gelb und bleiben dann am Leim auf den Tafeln hängen. Verschiedene Beobachtungen haben aber gezeigt, dass diese Gelbtafeln verstärkt Kirschfruchtfliegen in den Baum locken und etliche davon die Früchte den Leimtafeln vorziehen.
Dezimierend, aber kein Vollschutz, denn Kirschfruchtfliegen kommen auch aus Nachbars Garten und von Wildhecken, ist Vorbeugen: Alle Früchte abernten, nichts auf dem Boden liegen lassen oder den Boden abdecken, damit die Maden nicht eindringen und sich verpuppen können.
Früher halfen Hühner durch ihr Scharren unter dem Baum mit. Aber auch Spinnen, Laufkäfer und Schlupfwespen sind natürliche Feinde der Kirschfruchtfliege – zumindest in den Gärten, die im Herbst nicht abgeräumt werden. Nematoden als Gegenspieler haben es schwer: Sie können nur die Larven angreifen, auf dem Weg raus aus der Kirsche und rein in den Boden – ein äußerst kurzer Zeitraum. Einzigen sicheren Rundumschutz bietet ein feinmaschiges Schutznetz, das im Nebeneffekt Vogelfraß verhindert.
Foto: Buchter-Weisbrodt